Das Jahr 2017 ist nicht nur ein Reformations-Gedenkjahr, sondern es kennzeichnet auch das 100-jährige Jubiläum eines weiteren Epochenjahres: 1917. Die »Urkatastrophe des Jahrhunderts« (George Kennan), der Erste Weltkrieg, geht zwar schon in sein drittes Jahr, aber erst 1917 kommt es zu zwei wesentlichen Ereignissen, die ein Jahr später das Ende und das Ergebnis des Krieges entscheidend bestimmen werden: die Russische Revolution und der Kriegseintritt der USA.
Damit treten zwei Mächte auf die Bühne der Geschichte, die bislang eher an der Peripherie gestanden hatten. Natürlich spielte Russland im europäischen Konzert der Mächte seine Rolle – aber als Sowjetunion wird es zur Weltmacht. Und auch die USA treten hier erstmals aus der selbstgewählten Isolation heraus und in die europäische Politik als Weltmacht ein. Sehr bald geraten beide neuen Mächte miteinander in einen lange andauernden grundsätzlichen Konflikt der Systeme, der über bloße Machtkämpfe der alten europäischen Mächte weit hinausgeht.
Ein solcher Kampf der Systeme ist nicht nur politisch oder gar militärisch, sondern immer auch kulturell. Sowjetische Kultur und US-amerikanische Kultur ringen ebenso um eine Vormachtstellung in der Welt wie es die politischen und gesellschaftlichen Systeme tun, die sie hervorgebracht haben.
Die Konferenz setzt an dieser Stelle an. 1917 ist beides: ein »Einbruch der Moderne« und »ein Bruch der Moderne«, nämlich ein Bruch mit der bisherigen kulturellen Dominanz Zentral- und Westeuropas. Wie manifestiert sich dieser (Ein-)Bruch, wie stehen die Elemente gegeneinander, wie zeichnete er sich eventuell auch schon vorher ab? Wie reagieren Kunst, Musik, Literatur auf diese Ereignisse? Wie die neue Kunstform, der Film? Gegeneinander und miteinander stehen Hollywood und der proletarische Film, Neue Sachlichkeit und Abstraktion, Atonalität und Spätromantik, Lehrstücke und klassische Romane – und auch Demokratie und Diktatur. Die Konferenz wird Fragen und Antworten aus der Musikwissenschaft, der Literaturwissenschaft, der Kunstgeschichte, der Kulturwissenschaft, der Theaterwissenschaft, der Geschichte und der Politikwissenschaft zusammenbringen.
Inhaltliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Christoph Krummacher und Dr. Wolfram Enßlin
Tel.: 0341 913 72 54
Die Tagung ist kostenlos und offen für alle Interessierten.
Anmeldungen an sekretariat@saw-leipzig.de
Einladung zur Eröffnung mit Stummfilmen und Live-Musik
Programm der Tagung zum Download