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Internationale Tagung: Friedrich Christian von Sachsen (1722–1763): Thronfolger und Förderer der Künste

Wann 03.06.2021 um 12:30 bis
05.06.2021 um 13:30
Wo Virtuelle Tagung | Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Karl-Tauchnitz-Straße 1, 04107 Leipzig
Termin übernehmen iCal
Pierre Subleyras: „Kurprinz Friedrich Christian von Sachsen“, Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/ Hans-Peter Klut

Intention der Tagung ist die Erarbeitung eines aktuellen und methodisch avancierten Kenntnisstands zum kulturellen Wirken Friedrich Christians und seines Umfelds, nicht nur am Hof in Dresden. Damit sollen zudem in mikrohistorischer Perspektive konkrete Ergebnisse zur Rolle der Künste für Thronfolger zusammengetragen werden – eine wichtige Grundlage für weitere Forschungen zum dynastischen Nachwuchs und seiner Bedeutung für Geschichte und Kultur. Außerdem bietet die Tagung methodisch zahlreiche Ansatzpunkte für die Bewältigung künftiger kunsthistorischer Forschungsfragen an den Schnittstellen zwischen Biographie, Netzwerk und kulturellen Objekten.

Tagungsflyer

Einführung

Abstracts und CVs

KONZEPT & ORGANISATION

Dr. phil. habil. Susanne Müller-Bechtel,
Junges Forum der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig

in Kooperation mit der Strukturbezogenen Kommission „Kunstgeschichte Mitteldeutschlands“ an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und dem Institut für Kunst- und Musikwissenschaft an der TU Dresden;

gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).

 

KONTAKT & ANMELDUNG

Für Anmeldungen und allgemeine Fragen wenden Sie sich bitte an:

(Anmeldefrist: 30. Mai 2021)


PROGRAMM (Stand 26.05.2021)

(Hinweis: Die Tagung findet aufgrund der COVID-19-Pandemie virtuell statt.)


DONNERSTAG, 3. JUNI 2021

 

ab 13.30 Uhr
Konferenzsaal geöffnet | Virtuelles Eintreffen

14 Uhr
Eröffnung & Grußworte
SUSANNE MÜLLER-BECHTEL
Mitglied im Jungen Forum der Sächsischen Akademie der Wissenschaften

BRUNO KLEIN
Prof. für Christliche Kunst der Spätantike & des Mittelalters an der TU Dresden

ARMIN KOHNLE
Sekretar der Philologisch-Historischen Klasse der Sächsischen Akademie der Wissenschaften

14.20–14.40 Uhr
SUSANNE MÜLLER-BECHTEL (LEIPZIG)
Einführung ins Tagungsthema


Sektion 1: Historischer Rahmen

MODERATION: SUSANNE MÜLLER-BECHTEL (LEIPZIG)

14.40–15.20 Uhr
WERNER TELESKO (WIEN)
Herrscherrepräsentation und bildende Kunst im europäischen 18. Jahrhundert – Möglichkeiten und Grenzen der Visualisierung von Macht

15.20–15.50 Uhr
Kaffeepause

15.50–16.30 Uhr
JOACHIM SCHNEIDER (DRESDEN)
Friedrich Christian und die sächsisch-polnische Union

16.30–17.10 Uhr
MATTHIAS MÜLLER (MAINZ)
Kranke Herrscher – mächtige Körper: zum Problem der Darstellung physisch kranker Regenten und ihrer bildlichen Sublimierung am Beispiel Karls II. von Spanien und Friedrich Christians von Sachsen

17.10–18 Uhr
Pause | Aperitif

 

Sektion 2: Grand Tour (Teil 1)

MODERATION: SUSANNE MÜLLER-BECHTEL (LEIPZIG)

18.00–19.00 Uhr
KEYNOTE/ABENDVORTRAG
MAUREEN CASSIDY-GEIGER (NEW YORK)
A Princely Muse: Friedrich Christian of Saxony/Poland and our Adventures in the Archives and on the Road

19.00–21.00 Uhr
Online Reception

 

FREITAG, 4. JUNI 2021


Sektion 2: Grand Tour (Teil 2)

MODERATION: PETER HEINRICH JAHN (DRESDEN)

09.00–09.10 Uhr
Warm-Up

09.10–09.50 Uhr
PETER BJÖRN KERBER (LONDON)
‚The Adriatic Sea receiving into her Arms the Hope of Saxony‘: Friedrich Christian in Venice

09.50–10.30 Uhr
TOBIAS WEISSMANN (MAINZ)
Die Nation auf dem Wasser. Inszenierung venezianischer Identität bei Fürstenbesuchen von Heinrich III. (1574) bis Friedrich Christian von Sachsen (1740)

10.30–11.00 Uhr
Kaffeepause

11.00–11.40 Uhr
PILAR DIEZ DEL CORRAL CORREDOIRA (MADRID)
Don Carlos in Parma: a sort of ‚Prinzenreise‘ for the King in-being

11.40–12.20 Uhr
Kurzpräsentationen: Projekte zur Kunst und Geschichte in Dresden im 18. Jahrhundert

ALEXANDER RÖSTEL (DRESDEN)
Bernardo Bellotto und Friedrich Christian von Sachsen zwischen Venedig und Dresden

SABINE PEINELT-SCHMIDT (DRESDEN)
Im Wettstreit mit dem Kaiser von China – Digitalisierung und Erschließung der Porzellansammlung Augusts des Starken und Augusts III.

STEFANIE WENZEL (DRESDEN) & ANDREAS RUTZ (DRESDEN)
Weibliche Herrschaftspartizipation in der Frühen Neuzeit. Regentschaften im Heiligen Römischen Reich in westeuropäischer Perspektive – ein DFG-Projekt des Lehrstuhls für Sächsische Landesgeschichte, TU Dresden

[DER VORTRAG VON TOBIAS KNOBELSDORF ENTFÄLLT]

12.30–14.00 Uhr
Mittagspause


Sektion 3: Kindheit

MODERATION: MARINA BECK (ERLANGEN)

14.00–14.40 Uhr
ULRIKE MARLOW (MÜNCHEN)
Das Taufzeremoniell anlässlich der Geburt von Friedrich Christian und seiner Kinder

14.40–15.20 Uhr
ANNETTE C. CREMER (GIESSEN)
Zur Materialität hochadeliger Kindheit

15.20–16.00 Uhr
ANSELM HARTINGER (LEIPZIG)
,Mein hoffnungsvoller Held‘ – Eine Huldigungskantate als tönender Regentenspiegel

16.00–16.30 Uhr
Kaffeepause


Sektion 4: Friedrich Christian von Sachsen & Maria Antonia Walpurgis von Bayern

MODERATION: MARINA BECK (ERLANGEN)

16.30–17.10 Uhr
CHRISTINE FISCHER (LUZERN)
Oronte als Grenzgänger: Maria Antonia Walpurgis’ Talestri neu gedacht

17.10–17.50 Uhr
CAROLIN KÖHLER (LEIPZIG)
Die Beziehungen zwischen dem Gelehrtenpaar Gottsched und dem sächsischen Thronfolgerpaar Friedrich Christian und Maria Antonia Walpurgis

17.50–18.30 Uhr
SABRINA LEPS (MÜNSTER)
Reliquien und Reliquienkult bei Friedrich Christian von Sachsen

18.45–20.00 Uhr
Online Reception

 

SAMSTAG, 5. JUNI 2021

 

Sektion 5: Beziehungen und Netzwerke 

MODERATION: ANNETTE C. CREMER (GIESSEN)

09.00–09.10 Uhr
Warm-Up

09.10–09.50 Uhr
PABLO VÁZQUEZ GESTAL (PARIS)
Maria Amalia of Saxony, queen of the Two-Sicilies and Spain, and the politics of art, 1738–1760

09.50–10.30 Uhr
JAKUB SITO (WARSCHAU)
Maria Josepha und ihre Kinder als Architektur- und Kunstförderer in Warschau. Ein unbekanntes Kapitel in der Geschichte des Sächsischen Mäzenatentums in Polen

10.30–11.00 Uhr
Kaffeepause

11.00–11.40 Uhr
UTE CHRISTINA KOCH (MÜNSTER)
Heinrich Graf Brühl und Friedrich Christian

11.40–12.20 Uhr [ÄNDERUNG!]
JENS FACHBACH (MÜNCHEN/TRIER)
Der Kurfürst und seine „Pfarrköchin“? Clemens Wenzeslaus und Maria Kunigunde, ein Geschwisterpaar von der Elbe am Rhein (1769-1794)

12.20–13.00 Uhr
Abschlussdiskussion mit Kurzstatements von Helen Watanabe O'Kelly (Oxford) und Matthias Müller (Mainz)

13.00 Uhr
SUSANNE MÜLLER-BECHTEL (LEIPZIG)
Schlusswort

13.30 Uhr
Ende der Tagung



EINFÜHRUNG

 

Thronfolger sind Stiefkinder der (kunst)historischen Forschung. Ihre sukzessiv aufgebaute Selbstdarstellung wird in der Regel durch die nachfolgende, idealerweise längere Regierungszeit als Herrscher vollkommen überdeckt. Vermutlich aus diesem Grund sind Thronfolger und ihre Inszenierungspraktiken bislang kaum in den Blick geraten. Aktuelle transdisziplinäre Forschungen zur Residenzkultur haben zuletzt die enge Verknüpfung von Herrschaft und Kunst auf neue Weise augenscheinlich gemacht, beispielsweise wenn gezeigt werden kann, dass Fürstinnen und Fürsten selbst künstlerisch tätig waren oder bestimmend in Inventionsprozesse eingegriffen haben. Grundlage dafür war eine sorgfältige und umfassende, auch musische Erziehung der Prinzessinnen und Prinzen.

Vor diesem Forschungshintergrund lenkt die Tagung den Blick auf die Rolle der Künste im Umfeld eines Thronfolgers im 18. Jahrhundert, nicht zuletzt in Hinblick auf das Erlernen praktikabler Visualisierungsstrategien von Machtanspruch und angestrebter Souveränität. Mit diesem Fokus greift es den erst kürzlich vonseiten der Geschichtswissenschaften eröffneten Diskurs zum dynastischen Nachwuchs auf und trägt die Frage nach dem Thronfolger als produzierender und rezipierender Akteur in den Künsten in die Kunstgeschichte und verwandte Fächer. Der sächsisch-polnische Kronprinz Friedrich Christian erweist sich insofern als ein geeignetes Exemplum für diese Fragestellung, da sein Dasein und Wirken weitgehend auf die Zeit als Thronfolger beschränkt war.

Friedrich Christian wartete seit dem Tod seines Großvaters August des Starken im Jahr 1733 bis zum Tod seines Vaters August III. im Jahr 1763 auf die Übernahme des Throns, auf die man ihn seit seiner Kindheit aufwendig vorbereitet hatte. Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) nahm er die Kurwürde in Sachsen an und regierte wenige Wochen, bevor er einer Viruserkrankung (Variola/Blattern/Pocken) zum Opfer fiel und verstarb. Da Friedrich Christian seine Zeit als Thronfolger nicht mit späteren Taten als Regierender übertrumpfen konnte, und – wohl auch aufgrund des verlorenen Krieges – keine panegyrische Verklärung stattfand, stellt sich seine an sich tragische Geschichte als Vorteil für die Wissenschaft heraus: Sie erlaubt unmittelbarer als sonst das Aufgreifen der Fragen, wie ein Thronfolger sich mithilfe der Künste positionierte, respektive von seinem Umfeld positioniert wurde.

Friedrich Christians Beziehung zu den Künsten ist sehr vielfältig – sowohl in produktions- als auch in rezeptionsästhetischer Hinsicht. Als politisch und kulturell hoch gebildete Persönlichkeit des mittleren 18. Jahrhunderts fungiert er gleichermaßen als Zeitgenosse und Zeitzeuge des ausgehenden Absolutismus und der beginnenden Aufklärung. Seine Gattin Maria Antonia Walpurgis ist direkt miteinzubeziehen, denn sie wirkte als Künstlerin ebenso wie als Komponistin. Den kunsthistorischen Blickwinkel auf die künstlerische Praxis in Produktion und Rezeption ergänzen entsprechend in interdisziplinärer Perspektive Beiträge der Geschichtswissenschaften, Kulturgeschichte, Musikwissenschaft, Literatur- und Wissenschaftsgeschichte.

Ein besonderes körperliches Schicksal hebt zudem Friedrich Christian aus der Reihe der Thronfolger und Kurfürsten hervor: Er litt an einer Wirbelsäulenversteifung, mit gravierenden Auswirkungen auf Stehen und Gehen. Angesichts aktueller Sensibilisierung auf Körperbilder und körperliche Einschränkungen kommt der Medizingeschichte mit ihrem Spezialgebiet der disability studies eine zentrale Rolle zu; der Aspekt der körperlichen Behinderung darf nicht unberücksichtigt bleiben. Entsprechend gilt es zu untersuchen, welche Dimension Friedrich Christians körperliche Behinderung einnahm: Unterscheidet sich seine Grand Tour von denjenigen seiner Zeitgenossen, beispielsweise seines Schwagers Don Carlos? Wie fügen sich auf seine Behinderung abgestimmte „Transportmittel“ (Sänfte, Rollstuhl etc.) in die traditionelle höfische Repräsentation ein? Wirkt sich diese Behinderung auf die zeitgenössische, historische und heutige Wahrnehmung seiner Person aus? Doch darf man nicht den Fehler begehen, den Menschen auf die körperliche Behinderung zu reduzieren, daher soll dieser Aspekt eine einzelne – wichtige – Facette bilden, jedoch auch nicht grundsätzlich von der Frage nach dem Thronfolger im Allgemeinen und dem Interesse Friedrich Christians an den Künsten im Speziellen ablenken.

Die Gliederung der Tagung gestaltet sich angesichts der vielfältigen Artikulationen der Beziehungen von Friedrich Christian und seinem Umfeld zu den Künsten vielschichtig. Die einzelnen Sektionen definieren jeweils Felder im Forschungsbereich an den kunsthistorisch-kulturwissenschaftlichen Schnittstellen von Biographie, (Netzwerk-)Beziehungen zu Verwandtschaft und zeitgenössischen Eliten sowie kulturellen Objekten. In den Sektionen berücksichtigen die Beiträge die verschiedenen Perspektiven: mikrohistorisch auf Friedrich Christian fokussiert oder variiert mit Blick auf seine Familie sowie allgemein auf Thronfolger ausgerichtet.

Ausgewählte Schlaglichter auf die Themen belegen, wie eng die Bereiche teils ineinander greifen: Friedrich Christians breite Bildung beeindruckt – wer verantwortete diese, und wie ist diese im Vergleich mit anderen Prinzen zu bewerten? Mit welchem „Spielzeug“ wuchs ein Kurprinz auf? Welche Persönlichkeiten neben seinen Geschwistern begleiteten Friedrich Christian auf seinem Lebensweg? Welche Rolle übernahm sein Grand Maître Joseph Gabaleon Wackerbarth-Salmour am Dresdener Hof und in Friedrich Christians Leben? Wer waren die Gegner des Thronfolgers? Mit welchen Maßnahmen konnte der sächsische Kabinettsminister Heinrich Graf Brühl Friedrich Christians Spielraum als Berater seines Vaters verringern? An der Universität im aufklärerisch geprägten Leipzig besuchte der Prinz Vorlesungen und rezipierte fortschrittliche politische und philosophische Gedanken – um welches Milieu nur wenige Jahrzehnte vor der Französischen Revolution handelt es sich? Wie traten Kulturschaffende mit dem Thronfolger in Kontakt? Johann Christoph Gottsched und dessen Ehefrau, Johann Sebastian Bach und andere sind hier zu nennen; beispielsweise komponierte Bach zum 11. Geburtstag Friedrich Christians im Jahr 1733 die Kantate „Herkules am Scheideweg“. Die Reihe ist erweiterbar.

Intention der Tagung ist erstens die Erarbeitung eines aktuellen und methodisch avancierten Kenntnisstands zum kulturellen Wirken Friedrich Christians und seines Umfelds, nicht nur am Hof in Dresden. Zweitens liefert das Kolloquium damit in mikrohistorischer Perspektive konkrete Ergebnisse zur Rolle der Künste für Thronfolger – eine wichtige Grundlage für weitere Forschungen zum dynastischen Nachwuchs und seiner Bedeutung für Geschichte und Kultur. Drittens bietet es am Beispiel des Thronfolgers methodisch zahlreiche Ansatzpunkte für die Bewältigung künftiger kunsthistorischer Forschungsfragen an den Schnittstellen zwischen Biographie, Netzwerk und kulturellen Objekten.

Termine
Einladung: Kulturerbe Tanz in der DDR 22.01.2025 17:00 - 19:00 — Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Karl-Tauchnitz-Straße 1, 04103 Leipzig
Denkströme

Denkströme IconDas Open Access (Online-)Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften:

www.denkstroeme.de

Diffusion Fundamentals

Diffusion Fundamentals IconInterdisziplinäres Online Journal für Diffusionstheorie in Kooperation mit der Universität Leipzig:
diffusion.uni-leipzig.de

Internationale Konferenzreihe:
saw-leipzig.de/diffusion