... es begann mit einer Idee und wurde zu einem großen Abenteuer: Im Rahmen einer Kooperation mit der Hochschule Mittweida hatten wir bereits einige Kamingespräche, Livestreams, einen Diskussionsabend im Mittweidaer Fernsehstudio und andere Projekte gemeinsam realisiert, als wir zusammen den Plan schmiedeten, nun auch einen "richtigen" Projektfilm zu machen. Das passende Vorhaben war mit unserem Akademievorhaben Althochdeutsches Wörterbuch schnell gefunden.
Doch wie drehen, wenn der Hauptdarsteller des Films kein Hollywood-Schauspieler, sondern ein Wörterbuch ist? Wie visualisieren, wenn der Gegenstand des Films in Zettelkästen und Datenbanken gebannt und hochkomplex ist? Die Begegnung der Wissenschafts- und der Filmwelt war für alle Beteiligten höchst spannend – wissenschaftliche Akribie auf der einen, die Suche nach einem gut verständlichen Plot und klarer Bildsprache auf der anderen Seite.
Etliche Vorbereitungstreffen, Brainstormings und Zimtschnecken später war ein Konzept entwickelt, das Storyboard gezeichnet, der Sprechertext freigegeben und ein hoch motiviertes Team zusammengekommen. Dass das Ganze fast ohne Budget, mit kleiner Besetzung und für viele Kolleginnen und Kollegen nur mit zahlreichen Überstunden realisiert werden konnte, störte mittlerweile niemanden mehr, denn alle hatten Feuer gefangen. Und so wurden in fünf Drehtagen das Präsidentenbüro komplett umgeräumt, in halsbrecherischen Aktionen Fenster geputzt, von Dr. Aletta Leipold mittelalterliche Handschriften gefälscht und mithilfe von Herrn Dr. Zerling sogar ein mittelalterlicher Klosterkeller zum Drehen eingerichtet. Dass bei der Vorbereitung nichts dem Zufall überlassen wurde, versteht sich von selbst – sei es das Aussehen der Kerze, die Halterung der Tintenhörnchen oder die Form der Federkiele, jedes Detail wurde gründlich recherchiert. Dabei stellte sich übrigens heraus, dass im Mittelalter eigentlich gar nicht so viel an Tischen und Pulten, sondern oft auch mit einem Schreibbrett geschrieben wurde, in das ein Loch als Halterung des Tintenhörnchens eingebohrt war. Doch auf diese Finesse mussten wir schweren Herzens verzichten ...
Nachdem beim Schreiben mit Federkiel immer wieder Klekse auf dem (unechten) Pergament landeten, stiegen einerseits die allgemeine Nervosität und andererseits der Respekt vor den damaligen Schreibern; dank des beruhigenden Fachbeistands von Christiane Hanisch konnte der Klosterszenen-Dreh dennoch absolviert werden. Der Sprecher des althochdeutschen Vaterunser ist Dr. Torsten Woitkowitz, das Ensemble amarcord hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, die Musik für diese Szene beizusteuern.
Die aufwendigen Recherchen von Dr. Almut Mikeleitis-Winter nach Bildmaterial zu Elias von Steinmeyer brachten so viele spannende Funde und Geschichten zur Erlanger Universitätsbibliothek zutage, dass auch das gesamte Steinmeyer-Gedenkjahr 2022 noch davon profitieren kann. Und sogar zum Pflanzennamen Meerrettich gab es neue Ideen.
Auch die Handschriftenabteilung der Leipziger Universitätsbibliothek Bibliotheca Albertina hat die Dreharbeiten tatkräftig unterstützt und uns wertvolle Originalhandschriften sowie Geduld, Zeit und Raum zur Verfügung gestellt; ein großer Dank auch dafür. Dr. Brigitte Bulitta, die Arbeitsstellenleiterin des Wörterbuchprojekts hat mit schier unendlicher Geduld immer kürzere, pointiertere und weiter verdichtete O-Töne gesucht und gefunden, die in wenigen Sätzen die komplexe Arbeit des Wörterbuchs veranschaulichen. Und auch der Projektleiter Prof. Dr. Hans-Ulrich Schmid stand respektive lief mehrfach so ausdauernd wie charismatisch vor der/die Kamera, um den Kern des Wörterbuchvorhabens lebendig auf den Punkt zu bringen.
Zu den zahlreichen Käfer- und Insektenarten, die im Hortulus theodiscus, unserem karolingischen Kräuter- und Heilpflanzengarten, vor die Kamera geflattert sind, haben wir sogar das Leipziger Naturkundemuseum zurate gezogen – und siehe da: uns ist unter anderem ein männlicher Valgus hemipterus, ein Stolperkäfer, in den Film geraten.
Parallel entstand die Serie "Mein Lieblingswort", in der die Kolleginnen und Kollegen vom Althochdeutschen Wörterbuch ganz persönliche Einblicke in ihre Arbeit geben. Als bei diesen Dreharbeiten auch noch ein Hermelin durch den Garten huschte, war die Konzentration dann allerdings doch kurz verloren ... Die Lieblingswörter finden Sie demnächst auf dem Youtube-Kanal der Akademie.
Ein großes Dankeschön geht an Dr. Anna Pröhle, Cornelia Kanter und Max Koch von unserem Kooperationspartner, der Hochschule Mittweida, für den schlussendlich höchst aufwendig produzierten Film!
Es war uns allen eine große Freude.
Und hier geht es zum fertigen Film auf Youtube:
https://youtu.be/mDwsv9VJBJE
Fotos von den Dreharbeiten
Eine kleine Bilderschau zum Dreh finden Sie hier (für eine Slideshow bitte auf ein Bild klicken):