TU Dresden, FOVOG-Dresden
Klöster im Hochmittelalter
Budapester Straße 34 B
01069 Dresden
Tel.: +49 351-46341311
sonntag@saw-leipzig.de
Mittelalterliche Klöster entwickelten im sozialen und religiösen Wandel des 11. bis 13. Jahrhunderts eine bislang unerreichte Rationalität der Lebensgestaltung. Damals entstanden Modelle jenes gesellschaftlichen wie kulturellen Aufbruchs, aus denen sich die spezifischen Ordnungskonfigurationen der europäischen Moderne ausformten. Das Projekt hat zum Ziel, diese Fundamente der europäischen Kultur zu erforschen. Die Forschungsarbeit selbst erfolgt in direkter Verbindung mit einer weiteren Arbeitsstelle des Projektes, die (unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Schneidmüller) von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften getragen wird und an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg beheimatet ist.
Es sollen durch die Projektarbeit in einer Verknüpfung von textorientierter Grundlagenforschung und kulturwissenschaftlicher Perspektivierung wichtige Quellen erschlossen, analysiert und in Editionen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dabei werden Texte im Vordergrund stehen, bei denen die gesellschaftliche Deutungsmacht der Klöster in besonderer Weise programmatisch greifbar wird: Mahnschriften und didaktische Traktate, Kloster- oder Ordensregeln und Statuten sowie deren Kommentare, welche die Rechtsordnung der Gemeinschaften bestimmten. Obwohl derartige Schriften in erster Linie nach innen wirken sollten, standen sie doch immer auch im Bezug zur Welt und entfalteten hier Wirkung. Die Forschungen der Dresdner Arbeitsstelle werden sich zum Einen auf die normativen Strukturen des klösterlichen Lebens während des 11. bis 13. Jahrhunderts konzentrieren. Dabei wird die Etablierung von solchen Strukturen im Mittelpunkt stehen, durch die neue Formen gesellschaftlicher Verfasstheit entwickelt wurden; zum Anderen wird der Frage nachgegangen, in welcher Weise sich der Einzelne in ein Verhältnis zu den neuen Organisationsstrukturen setzte und diese dabei zugleich auch selbst wieder formte. Mithin geht es wesentlich um die Neubestimmung des Verhältnisses von Einzelnem und Gemeinschaft und die hieraus resultierenden Entwicklungen hin zu neuen Lebensentwürfen und Ordnungsmodellen. Dieses Vorhaben wird durch die Forschungen der Heidelberger Arbeitsstelle ergänzt, die sich bei gleicher Frage- und Aufgabenstellung Werken der Weltdeutung und solchen Entwürfen widmet, welche Ordnungskonfigurationen und Sinnkonstruktionen in die Welt vermitteln und in Geltung zu setzen suchten.
Literaturhinweise:
Gert Melville, „Im Spannungsfeld von religiösem Eifer und methodischem Betrieb. Zur Innovationskraft der mittelalterlichen Klöster”, in Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Heft 7, Onlineversion: http://www.denkstroeme.de/heft-7/s_72-92_melville
Gert Melville, „Innovation im Diskurs. Ein Vorwort“, in Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Heft 17 (2017), Onlineversion: http://www.denkstroeme.de/heft-17/s_11-18_melville
Breitenstein, Mirko und Jörg Sonntag, „Das Gewissen und das Spiel
. Zwei Innovationsfelder des Mittelalters
“, in Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Heft 17 (2017), Onlineversion: http://www.denkstroeme.de/heft-17/s_96-133_breitenstein-sonntag
Dieses Forschungsvorhaben ist Teil im Akademienprogramm, das als derzeit größtes geistes- und kulturwissenschaftliches Langfrist-Forschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland von Bund und Ländern getragen wird. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.
Projektgruppe
- Gert Melville, Prof. Dr. phil. habil. [Projektleiter]
- Jörg Sonntag, PD Dr. phil. habil. [Arbeitsstellenleiter]
- Michael Hänchen, Dr. phil. [Wissenschaftlicher Mitarbeiter]
- Marcus Handke, M.A. [Wissenschaftlicher Mitarbeiter]
Interakademische Kommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der SAW
- Volker Leppin, Prof. Dr. theol. habil. [Vorsitzender, KM]
- Armin Kohnle, Prof. Dr. phil. habil. [Stellvertrender Vorsitzender, OM]
- Giancarlo Andenna, Prof. Dr. [Milano, Brescia]
- Barbara Beßlich, Prof. Dr.
- Carmen Cardelle de Hartmann, Prof. Dr. phil. habil. [Zürich]
- Jens Haustein, Prof. Dr. phil. habil. [OM]
- Thomas Holstein, Prof. Dr.
- Andreas Holzem, Prof. Dr. phil. habil. [Tübingen]
- Wolfgang Huschner, Prof. Dr. phil. habil.
- Bruno Klein, Prof. Dr. phil. habil.
- Christina Lutter, Prof. Dr. phil. habil. [Wien]
- Eva Schlotheuber, Univ.-Prof. Dr.
- Martial Staub, Prof. Dr. phil. habil. [Sheffield]
- Christoph Strohm, Prof. Dr. phil. habil. [Heidelberg]