Am 28. und 29. Juni findet in der Akademie ein internationaler Workshop zum Thema "Die Entdeckung der Zukunft und die Entstehung der modernen Wirtschaft im 17. und 18. Jahrhundert" statt. Die wissenschaftliche Leitung liegt in den Händen von Akademie-Mitglied Prof. Dr. Daniel Fulda und Dr. Philipp Rössner (Mitglied des Jungen Forums der Akademie). Interessenten sind herzlich willkommen.
Kooperationspartner sind das Interdisziplinäre Zentrum für die Erforschung der europäischen Aufklärung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Universität Manchester und das Forum for the Study of the Global Condition.
Zu den wichtigsten Strukturbedingungen der seit dem Ende der Frühen Neuzeit sich herausbildenden Global Condition gehören die Erwartung einer offenen, gestaltbaren Zukunft und die dazu passende Wirtschaftsweise und -mentalität, die auf immer weitere Steigerung ausgelegt ist. Die Genese dieser Bedingungen ist nach wie vor umstritten. Wenig beachtet wurde bisher der Zusammenhang zwischen den offensichtlich konkomitanten, womöglich aber auch genetisch und strukturell interdependenten Innovationen der Offenen Zukunft und der Modernen Wirtschaft. Hier setzt die Fragestellung des Workshops an.
Hingen diese Strömungen – die „Geburt der Zukunft“– und die Entstehung des pro-aktiven und auf Wachstum ausgerichteten „neuen ökonomischen Denkens“ zusammen? Welche Wechselwirkungen gab es zwischen diesen Denkströmen, wie beeinflussten sie sich gegenseitig? Welche Akteure oder Träger des Wissens waren hier relevant, und wie vereinigten sich ihre Denk- und Lehrgebäude, wo unterschieden sie sich? Gab es regionalspezifische Unterschiede? Liegt hier vielleicht sogar der Ausgangspunkt von gesellschaftlichen Prozessen größerer Dimension, etwa der Ausformung des ‚Europäischen Wirtschaftswunders‘ und damit der langfristigen ökonomischen Auseinanderentwicklung zwischen Europa und Asien (sog. Große Divergenz, 1600–1980) als einer der wichtigsten Strukturbedingungen moderner Globalität?
PROGRAMM
DONNERSTAG, 28. JUNI 2018
12.45 Uhr
Begrüßung und Einführung
13.00 – 14.30 Uhr
Cornel Zwierlein (Bamberg): Die Ursprünge des Kameralismus in Straßburg um 1600: Netzwerke der Innovationskommunikation und Georg Obrecht / The Origins of Cameralism, Strasbourg 1600: Networks of Innovation Communication and Georg Obrecht
Christina Schaefer (FU Berlin): The governo della casa as Care for the Future in Writings on Oikonomia of the Italian Renaissance
15.00 – 16.30 Uhr
Christine Zabel (Düsseldorf): Early-modern European Histories of Knowledge of Speculation
Tilman Haug (Münster): Marvelous Projections? Plans, Projects and Prognoses for 18th Century State Lotteries
17.00 – 18.30 Uhr
Jonathan Sheehan (Berkeley): Future Perfect: Retrospective Rationality and the Experience of Complexity in the Eighteenth Century
Wolfgang Breul (Mainz): Eschatologie und Extravaganz im Pietismus um 1700 (Eschatology and Extravagance in Pietist Thought c. 1700 AD)
Öffentlicher Abendvortrag
19.00 – 20.00 Uhr
Lucian Hölscher (Bochum): Die Entstehung der Zukunft in der frühen Neuzeit (The Birth of the Future in the Early Modern Age)
FREITAG, 29. JUNI 2018
09.00 – 10.30 Uhr
Anne Murphy (Hertfordshire): “Queen Anne’s Dead!” Managing the news in Eighteenth-century Financial Market
Alexander Schmidt (Jena): Sustainable growth and the Future of Mankind in Enlightenment Thought
11.00 – 12.30 Uhr
Ere Pertti Nokkala (Göttingen): The Happiness of the Future generations – Cameralists on the Aim of the State Doctrine (Staatszwecklehre)
Philipp Rössner (Manchester): Europe’s Road to Wealth. Cameralism, the Discovery of the Future and the Rise of Modern Capitalism c.1650–2000
13.30 – 15.30 Uhr
Daniel Fulda (Halle): Zukunftsvorstellungen in der literarischen Ökonomik um 1700 (Models of the Future in Literature and Economy, c. 1700 AD)
Elisabeth Kaske (Leipzig): Anticipating Revenue: The Idea of Future in Chinese government Finance at the End of the Qing Dynasty
Schlussdiskussion (Concluding Discussion)