Unter dem Titel "Autonomie und Lenkung. Die Künste im doppelten Deutschland" haben die Sächsische Akademie der Wissenschaften und die Sächsische Akademie der Künste im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig am 5. und 6. April 2013 ein gemeinsames Symposium veranstaltet, das unmittelbar an die Weimarer Ausstellung "Abschied von Ikarus. Bildwelten in der DDR – neu gesehen" anschloss.
Erstmalig sollte nun jedoch der Versuch unternommen werden, einen Gesamt-Überblick über die Situation von Bildender Kunst, Literatur, Musik, Theater und Film im doppelten Deutschland (1949–1990) zu gewinnen. Dass die Frage nach Autonomie und Lenkung nicht nur die DDR, sondern, unter ganz unterschiedlichen Vorzeichen, die Künste in beiden politischen Systemen betraf, war eine der durch neuere Forschungen gestützten Hauptannahmen der Organisatoren. Es wurde daher untersucht, ob und inwieweit die Freiheit und Entwicklung der Kunst in Ost und West möglicherweise sogar gleichermaßen gefährdet war und ob sich neben zahlreichen markanten Unterschieden auch Gemeinsamkeiten finden lassen.
In Vorträgen und Podiumsdiskussionen haben Künstler, Wissenschaftler, Zeithistoriker und Zeitzeugen diese – nach wie vor – aktuellen und brisanten Themen in einem breit gefächerten Dialog erörtert. Unter anderem waren Wolfgang Thierse, Martin Walser und Durs Grünbein in Leipzig zu Gast.
FAZ-Artikel vom 17.4.2013: www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/kunst-im-geteilten-deutschland-doppelt-zensiert-haelt-auch-nicht-besser-12150330.html
Der Eröffnungsvortrags von Wolfgang Thierse wurde von MDR Figaro am 3. Oktober 2013 in der Sendereihe "Figaro Spezial" und von Deutschlandradio Wissen in der Sendereihe "Hörsaal" ausgestrahlt.
Die Druckfassung findet sich im Heft 10 des Akademie-Journals Denkströme.
Ein Video-Mitschnitt des Vortrags steht im Wissenschaftsportal L.I.S.A. zur Verfügung.
Wir bedauern mitteilen zu müssen, dass Professor Detlef Altenburg, der das Symposium maßgeblich konzipiert hatte, am 8. Februar 2016 verstorben ist.
Hier finden Sie einige Impressionen zur Veranstaltung:
Weitere Informationen
Wann wird Kunst politisch? Welchen Einfluss haben verschiedene politische Systeme auf die Entwicklung der Kunst? Wie verhalten sich Künstler, wenn es um die Frage nach Freiheit oder Anpassung geht – sei es an politische oder an wirtschaftliche Zwänge? Das interdisziplinäre Symposium „Autonomie und Lenkung. Die Künste im doppelten Deutschland“, das von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Sächsischen Akademie der Künste in Kooperation mit dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig veranstaltet wurde, lenkte den Blick bewusst auf die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Künste in beiden Hälften Deutschlands.
Finden sich im doppelten Deutschland (1949–1990) neben zahlreichen Unterschieden auch ebenso markante Gemeinsamkeiten, was die Entwicklung von Kunst und Kultur anbelangt?
Erstmals wurde der Versuch unternommen, die Situation aller Künste (Literatur, Bildende Künste, Musik, Theater und Film) in einem ganzheitlichen Zugriff kritisch zu hinterfragen.
Das Symposium wurde von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse mit einem Vortrag im Alten Rathaus zu Leipzig zu eröffnet.
Veranstalter:
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Kommission Kunstgeschichte, Literatur- und Musikwissenschaft)
Sächsische Akademie der Künste Dresden
Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Wissenschaftliche Leitung:
Detlef Altenburg
Peter Gülke
Organisation:
Wolfram Enßlin
Klaus Michael
Programm
Donnerstag, 4.4.2013
Altes Rathaus zu Leipzig
19.00 Uhr Öffentlicher Vortrag
Wolfgang Thierse (Berlin): Künste im geteilten Deutschland. Eine Erinnerung
Freitag, 5.4.2013
Zeitgeschichtliches Forum
9.00–13.00 Uhr
1. Zensur und Selbstzensur
Referenten:
Günther Heydemann (Dresden): Zwischen totalitärer Intention und "realer" Durchherrschung: Die Kunst in den Diktaturen in Deutschland. Ein Problemaufriss
York-Gothart Mix (Marburg): „Dem Furchtsamen rauschen alle Blätter.“ Typologische Varianten der Zensur 1949 bis 1990
10.15–10.45 Uhr Pause
Podium:
Peter Gülke (Berlin)
Martin Walser (Überlingen-Nußdorf)
Lars Klingberg (Halle)
Laura Bradley (Edinburgh)
Helmut Loos (Leipzig)
15.00–19.00 Uhr
2. Staatskunst und Systemkritik (Loyalität und Verrat)
Referenten:
Wolfgang Emmerich (Bremen): Staatsliteratur und Systemkritik. Loyalität und Verrat
Nina Noeske (Salzburg): Musik in der DDR – Musik der DDR – DDR-Musik? Perspektiven einer Musikgeschichtsschreibung jenseits des Dualismus von Macht und Freiheit
16.15–16.45 Uhr Pause
Podium:
Michael Dreyer (Jena)
Frank Schneider (Berlin)
Sigrid Hofer (Marburg)
Annika Michalski (Leipzig)
Ulrich Backofen (Wiesbaden)
Michael Berg musste seine Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen leider absagen.
Samstag, 6.4.2013
Zeitgeschichtliches Forum
9.00–13.00 Uhr
3. Zeitkritik und Utopie
Referenten:
Pirmin Stekeler-Weithofer (Leipzig): Bewältigung der Vergangenheit im Horizont utopischer Ideale. Zur gesellschaftlichen Funktion von Kunst
Wolfgang Holler (Weimar): Quo vadis Germania? – Gerhard Richter und A. R. Penck. Zeitkritische Künstlerpositionen
10.15–10.45 Uhr Pause
Podium:
Dieter Burdorf (Leipzig)
Wilfried Krätzschmar (Dresden)
Durs Grünbein (Berlin)
Matthias Tischer (Neubrandenburg)
Frank Zöllner (Leipzig)
Karl-Siegbert Rehberg (Dresden)
15.00–19.00 Uhr
4. Medien und Manipulation
Referenten:
Siegfried Lokatis (Leipzig): Literatursteuerung in zwei deutschen Diktaturen: Übergänge, Parallelen, Unterschiede
Stephan Buchloh (Ludwigsburg): Politik und Film in der Adenauerzeit. Staatlicher Einfluss und politische Kontrolle im Film
16.15–16.45 Uhr Pause
Podium:
Carsten Dufner (Leipzig)
Klaus Michael (Dresden)
Christa Grimm (Leipzig)
Rainer Eckert (Leipzig)
Detlef Altenburg (Weimar)