Vom 19. bis zum 21. September findet in Halle im Rahmen des Themenjahres 2012 „Reformation und Musik“ die Konferenz Der lutherische Choral in der Musik-, Sozial- und Bildungsgeschichte statt. Auch die Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy wird mit einem Vortrag auf der Konferenz vertreten sein.
Vortrag im Rahmen der Konferenz:
Freitag, 21.09.2012, Aula der Evangelischen
Hochschule für Kirchenmusik Halle
Konferenz IV, 9–12 Uhr
Der lutherische Choral in der Musikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
Ralf Wehner, Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy:
„Überhaupt ist mit dem Choral nicht zu spaßen.“
Zu einigen Choralbearbeitungen Felix Mendelssohn Bartholdys
Ein Großteil der geistlichen Vokalmusik von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) ist ohne Martin Luthers Wirken nicht möglich, bezog sich doch der Komponist in fast all seinen deutschsprachigen Motetten, Psalmen und Oratorien textlich auf die in seiner Zeit übliche Bibelübersetzung des Reformators. Zwischen 1827 und 1832 beschäftigte sich Mendelssohn intensiv mit dem Lutherischen Choral. Ausgehend von einer starken Begeisterung für die Texte („Wie da jedes Wort nach Musik ruft […]“) entstanden mehrere Choralbearbeitungen für verschiedene Besetzungen, in denen Mendelssohn traditionelle Formen der Motette und der Choral-Kantate aufgriff und im Geiste des 19. Jahrhunderts mit neuem Leben füllte. Dabei kam es bisweilen zu Diskrepanzen zwischen dem, was der heranwachsende Komponist von der vorangehenden Generation gelernt hatte, und dem, was ihm künstlerisch vorschwebte, denn Mendelssohns Vater hatte seinem Sohn explizit mit auf den Weg gegeben: „Überhaupt ist mit dem Choral nicht zu spaßen“. Im weiteren Schaffensverlauf fand Mendelssohn aus der tiefen Kenntnis des protestantischen Chorals heraus zu künstlerisch eigenständigen Formen und nahm diese sowohl in neuen Chorälen als auch in choralartigen Melodien in sein Werk auf. Die Neuschöpfungen, etwa für die anglikanische oder französisch-reformierte Kirche, aber auch jene im Rahmen der Instrumentalmusik sind ohne Mendelssohns enge Vertrautheit mit dem Lutherischen Kirchenlied undenkbar.