Vom 16. bis 18. Februar 2020 findet an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig die internationale Tagung „Insular-kontinentale Wechselbeziehungen in der volkssprachigen Überlieferung des Frühmittelalters und ihre lexikographische Erschließung“ statt. Die Tagung wird ausgerichtet vom Akademie-Projekt Althochdeutsches Wörterbuch in Kooperation mit dem Projekt Dictionary of Old English, das vom Centre for Medieval Studies der University of Toronto herausgegeben wird.
From February 16th to February 18th, 2020, Saxony's Academy of Sciences and Humanities will host the international conference "Insular-Continental Interaction in Early Medieval Vernacular Tradition and its Lexicographical Description". The conference is organized by the Althochdeutsches Wörterbuch project of Saxony's Academy of Sciences and Humanities in cooperation with the Dictionary of Old English, Toronto.
Weitere Informationen | Further information
Programmflyer | Programme Flyer
Wissenschaftliche Leitung | Scientific Head
PROGRAMM (Stand 15.01.2020)
SAMSTAG, 15. FEBRUAR 2020
19.00 Uhr
Geselliges Beisammensein | Informal warm-up
SONNTAG, 16. FEBRUAR 2020
EXKURSION FÜR DIE REFERENTEN
09.15 Uhr
Treffpunkt: vor dem Hotel "Motel One", Nikolaistraße 23
Meeting point: in front of hotel "Motel One", Nikolaistraße 23
09.30 Uhr
Abfahrt nach Merseburg: Reichsstraße/Salzgäßchen vor dem Steigenberger Hotel
Departure to Merseburg: Reichsstraße/Salzgäßchen in front of Steigenberger Hotel
10.30–15.30 Uhr
Besuch des Domes und der Domstiftsbibliothek
Visit to the cathedral and the library of the Cathedral Chapters
ca. 12.00–13.00 Uhr
Mittagspause in Merseburg | Lunch break in Merseburg
16.30 Uhr
Ankunft in Leipzig (SAW) | Arrival in Leipzig (SAW)
18.00 Uhr
ÖFFENTLICHER ABENDVORTRAG | PUBLIC EVENING LECTURE
Begrüßung | Welcome
HANS ULRICH SCHMID, Projektleiter des Althochdeutschen Wörterbuchs und Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften (Leipzig) | Project leader of the Althochdeutsches Wörterbuch and fellow of Saxony's Academy of Sciences and Humanities
DÁIBHÍ Ó CRÓINÍN (Galway)
Old Irish, Old English and Old High German Glosses in the Earliest Surviving Manuscripts from Echternach
Altirische, altenglische und althochdeutsche Glossen in den ältesten erhaltenen Handschriften aus Echternach
Mittelalterliche Musik mit Gesang | Medieval music with vocals
Gabriele Bultmann (Berlin)
Empfang | Reception
in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
MONTAG, 17. FEBRUAR 2020
09.00–09.15 Uhr
Grußworte | Greetings
HANS WIESMETH, Präsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig | President of Saxony's Academy of Sciences and Humanities
SCHRIFT UND SCHREIBSITUATION | SCRIPT AND WRITING SITUATION
09.15–10.00 Uhr
ANDREAS NIEVERGELT (Zürich)
Althochdeutsch in insularer Schrift
Old High German Written in Insular Script
10.00–10.45 Uhr
PHILIPP LENZ (St. Gallen)
Von der insularen Halbunziale bis zur alemannischen Urkundenminuskel: Paläographische und kodikologische Beobachtungen zur Verschriftlichung der Volkssprache in Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen
From Insular Half-Uncial to Alemannic Charter Minuscule: Paleographical and Codicological Observations on how the Vernacular was Put into Writing in Manuscripts of the Abbey Library of St. Gall
10.45–11.00 Uhr
Kaffeepause | Coffee break
11.00–11.45 Uhr
PAOLO VACIAGO (Roma)
English Writing German and Germans Writing (Old) English
Deutsch schreibende Engländer und (alt)englisch schreibende Deutsche
11.45–12.30 Uhr
GABY WAXENBERGER (Göttingen, München)
Early Runic Inscriptions: Locked Information on Early Language Stages
Frühe Runeninschriften: Verborgene Informationen zu frühen Sprachstufen
12.30–13.15
Mittagspause in der SAW | Lunch break at SAW
ÜBERLIEFERUNG: DAS BEISPIEL GENESIS B | TRANSMISSION: THE CASE OF GENESIS B
13.15–14.00 Uhr
ANTONETTE DIPAOLO HEALEY (Toronto)
Genesis B and the Saxon Genesis: Translation or Adaptation?
Genesis B und die Altsächsische Genesis: Übersetzung oder Adaption?
14.00–14.45 Uhr
HAL MOMMA (New York)
Old Saxon in Old English: Anglo-Saxon Adaptation of Continental Verse
Altsächsisches im Altenglischen: Zur angelsächsischen Adaption kontinentaler Versdichtung
14.45–15.30 Uhr
ANNA HELENE FEULNER (Berlin)
A Tale of Two Languages: Notes on Genesis B
Eine Geschichte von zwei Sprachen: Anmerkungen zu Genesis B
15.30–16.00 Uhr
Kaffeepause | Coffee break
LEXIKALISCHE INTERFERENZEN: TIERE UND PFLANZEN / LEXICAL INTERFERENCES: ANIMALS AND PLANTS
16.00–16.45 Uhr
ANNINA SEILER (Zürich)
Birds, Birds, Birds: The Dissemination and Transformation of Old English Bird name glosses on the Continent
Vögel, Vögel, Vögel: Verbreitung und Umformung altenglischer Vogelbezeichnungen in Glossen auf dem Kontinent
16.45–17.30 Uhr
HANS SAUER (München)
Pflanzennamen im Altenglischen und im Althochdeutschen
Plant Names in Old English and in Old High German
17.30–18.15 Uhr
STEPHEN PELLE (Toronto)
On Lexicography and Lycanthropy; or, A Germanic Werewolf in Paris
Über Lexikographie und Lykanthropie. Oder: Ein germanischer Werwolf in Paris
19.00 Uhr
Abendessen | Conference dinner
DIENSTAG, 18. FEBRUAR 2020
ÜBERLIEFERUNG: GLOSSEN UND GLOSSARE | TRANSMISSION: GLOSSES AND GLOSSARIES
09.00–09.45 Uhr
ALDERIK BLOM (Marburg)
De origine scoticae linguae: The Irish Etymological Glossaries. Sources, Structure, and Methods of Compilation
De origine scoticae linguae: Die irischen etymologischen Glossare. Quellen, Struktur und Verfahren der Kompilation
09.45–10.30 Uhr
MICHAEL W. HERREN (Toronto)
Was the Scribe of the Archetype of the Épinal-Erfurt Glossary an Irishman? Palaeographical, Orthographical, and Lexicographical Considerations
War der Schreiber des Archetyps des Épinal-Erfurter Glossars ein Ire? Paläographische, orthographische und lexikograpische Aspekte
10.30–10.45 Uhr
Kaffeepause | Coffee break
10.45–11.30 Uhr
ELKE KROTZ (Wien)
Altenglische Glossen in nordfranzösischen Skriptorien
Old English Glosses in Scriptoria of Northern France
11.30–12.15 Uhr
PATRIZIA LENDINARA (Palermo)
Both Ways across the Channel: the Glosses to Bede’s Metrical Vita S. Cudbercti
Hin und her über den Ärmelkanal: Die Glossen zu Bedas Versgedicht Vita St. Cudbercti
12.15–13.15 Uhr
Mittagspause in der SAW | Lunch break at SAW
LEXIKOGRAPHISCHE ASPEKTE | LEXICOGRAPHICAL ASPECTS
13-15–14.00 Uhr
BRIGITTE BULITTA (Leipzig)
Historische Lexikographie integrativ: Altenglisch im Althochdeutschen Wörterbuch
An Integrated Approach in Historical Lexicography: Old English in the Althochdeutsches Wörterbuch
14.00–14.45 Uhr
ALMUT MIKELEITIS-WINTER (Leipzig)
Historische Lexikographie kontrastiv: ahd. queman – ae. cuman
A Contrastive Approach in Historical Lexicography: OHG queman and OE cuman
14.45–15.15 Uhr
Kaffeepause | Coffee break
15.15–16.00 Uhr
LUCIA KORNEXL (Rostock)
Glossen und ‘Glossolekte’ im Althochdeutschen und Altenglischen: Klassifizierung und lexikographische Repräsentation
Glosses and ‘Glossolects’ in Old English and Old High German: Classification and Lexicographical Representation
16.00–16.45 Uhr
ANDREAS DEUTSCH (Heidelberg)
Karl von Amira, die „westgermanische Rechtssprache“ und das Deutsche Rechtswörterbuch
Karl von Amira, the „West Germanic Legal Language“ and the Deutsches Rechtswörterbuch
16.45–17.00 Uhr
Verabschiedung | Closure
17.00–17.45 Uhr
Führung durch das AWB | Guided Tour of the AWB
MITTWOCH, 19. FEBRUAR 2020
Abreise | Departure
EINFÜHRUNG | INTRODUCTION
Den Ausgangspunkt der Tagung bilden altenglische (altenglisch beeinflusste oder über das Altenglische vermittelte) Wortschatzbestandteile in kontinentalen Handschriften des fränkischen Reichs (z. B. hweorfbán ‘Gelenk’, mǽw ‘Möwe’ oder gafolrand ‘Zirkel’ im Althochdeutschen Wörterbuch). Solche Wörter werden nicht nur im Dictionary of Old English behandelt, sie gehören bemerkenswerterweise auch zum Gegenstandsbereich des Althochdeutschen Wörterbuchs, das diesbezüglich den Entscheidungen seiner für die Materialsammlungen herangezogenen Editionen folgt. Diese aus lexikographischer Sicht mit vielen Schwierigkeiten einhergehenden Wortschatzbestandteile sind sprach- wie kulturhistorisch sehr interessant. Sie zeugen von der irofränkischen und angelsächsischen Missionsarbeit im fränkischen Reich, im Zuge derer eine lateinischsprachige Buch- und Schriftkultur auch auf dem Kontinent entstand. Die Christianisierung im Frühmittelalter zielte zwar auf eine Bekehrung vom Heidentum zum Christentum ab, war aber nicht auf die Vermittlung religiös-theologischer Glaubensinhalte beschränkt, sondern schloss auch die antik-weltlichen Wissensbestände mit ein. Dazu waren Kenntnisse der Fremdsprache Latein unerlässlich, die wiederum ohne einen Rückgriff auf die Muttersprache nicht zu erlangen waren. So erklärt sich, dass bis dahin nur mündlich gebrauchte Volkssprachen erstmals auch schriftliche Spuren in lateinischen Handschriften hinterlassen.
Ziel der in Kooperation mit dem Dictionary of Old English in Toronto ausgerichteten Tagung ist es, den noch lange nachwirkenden Zusammenhängen und Wechselwirkungen dieses intensiven sprachlichen und kulturellen Austauschs zwischen Irland, Britannien und dem Kontinent aus verschiedenen Blickwinkeln weiter nachzugehen. Das Wörterbuchvorhaben freut sich auf den Austausch mit Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen aus verschiedenen Ländern über paläographische, sprachgeschichtliche, glossographische, lexikographisch-lexikologische und grammatikographische Fragestellungen vor dem Hintergrund kirchen-, kultur-, literatur- und auch wissenschaftsgeschichtlicher Entwicklungen.
From February 16th to February 18th, 2020, Saxony's Academy of Sciences and Humanities will host the international conference "Insular-Continental Interaction in Early Medieval Vernacular Tradition and its Lexicographical Description". Its basis will be Old English lexemes in continental manuscripts written in the Franconian Empire (e. g. hweorfbán ‘joint’, mǽw ‘sea-gull’, or gafolrand ‘a pair of compasses’). Words like these are not only included in the Dictionary of Old English; they are also dealt with in the Althochdeutsches Wörterbuch, adhering to decisions taken by the editors of the selected text corpus. These lexical items present a variety of difficulties. Nevertheless, they are very interesting both from a linguistic and a historic-cultural point of view. They bear witness to the missionary work by Irish and Anglo-Saxon monks in the Franconian Empire, which resulted in the rise of a Latin-based literature and book culture on the Continent. Although Christianization in the early Middle Ages aimed at converting pagans to Christianity, missionary work was not limited to imparting religious and theological doctrines: it also included transmitting knowledge drawn from antique secular sources. As a consequence, learning Latin as a foreign language was essential, but this could not be achieved without resorting to the vernacular language. This is why the vernaculars, that up to that time had only been used as spoken languages, began to leave written traces in Latin manuscripts for the first time.
The conference, which is held in cooperation with the Dictionary of Old English, Toronto, will investigate the long-lasting interactions and correlations of this intensive linguistic and cultural exchange between Ireland, Anglo-Saxon England, and the Continent from different points of view. The Althochdeutsches Wörterbuch’s project team is looking forward to exchanging views on issues of palaeography, language history, glossography, lexicography, lexicology, and grammaticography in the context of ecclesiastical and cultural developments as well as developments in the history of science with scholars from various disciplines and countries.
WISSENSCHAFTLICHE LEITUNG | SCIENTIFIC HEAD
Prof. Dr. Hans Ulrich Schmid
Professor für Geschichte der deutschen Sprache und für Historische Sprachwissenschaft an der Universität Leipzig
Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Projektleiter des Akademie-Projekts "Althochdeutsches Wörterbuch"
huschmid@uni-leipzig.de
Dr. phil. Brigitte Bulitta
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Arbeitsstellenleiterin des Akademie-Projekts "Althochdeutsches Wörterbuch"
bulitta@saw-leipzig.de
ANMELDUNG | REGISTRATION
Um Anmeldung wird gebeten bis zum 31. Januar 2020 an:
Dr. phil. Katja Schmidt
schmidt@saw-leipzig.de