Die Kulturgeschichtsschreibung der Bundesrepublik nimmt gleichermaßen institutionelle, habituelle und intellektuelle Veränderungen und Kontinuitäten in den Blick. Unter den Stichworten der „Westernisierung“ und „Amerikanisierung“ werden Erneuerungen augenfällig, durch die Prinzipien parlamentarischer Demokratie, aufklärerischen Verfassungsdenkens und Tendenzen der amerikanischen Alltags- und Populärkultur im Selbstverständnis der Bundesrepublik Einzug hielten.
Gleichzeitig knüpften die Akteure an bestehende geistesgeschichtliche Traditionen und Denkmuster an, ja aktualisierten diese. Für beide Prozesse, die mit der Formel „Modernisierung im Wiederaufbau“ beschrieben werden können, waren Intellektuelle (Emigranten, Remigranten und Dagebliebene) prägend, sei es in kritischer, reformerischer oder legitimierender Absicht.
Am Beispiel des Sozialphilosophen Max Horkheimer und des Politikwissenschaftlers Arnold Bergstraesser fragen Magnus Klaue (Leipzig) und Sebastian Liebold (Chemnitz) nach den unterschiedlichen Formen, in denen ehemalige Emigranten die „Westernisierung“ der Bundesrepublik geprägt haben. In einem dritten Beitrag beschäftigt sich Frank Schale (Leipzig) mit dem intellektuellen Eingriff in die rechtspolitische Kontroverse um die Wiederbewaffnung. Die drei Vorträge reflektieren intellektuelle Deutungskämpfe in der frühen Bundesrepublik im Spannungsfeld von Politik, Ideologie, Wissenschaft und Öffentlichkeit.
Magnus Klaue (Simon-Dubnow-Institut, Leipzig):
Keine Rückkehr – Max Horkheimer in der frühen Bundesrepublik
Moderation: Jan Gerber (Simon-Dubnow-Institut, Leipzig)
Sebastian Liebold (TU Chemnitz):
Arnold Bergstraesser in den Freiburger Jahren – ein konservativer Humanist?
Frank Schale (TU Chemnitz):
Der Gutachterstreit in der Wehrfrage. Ein Relikt aus Weimar?
Moderation: Alexander Gallus (TU Chemnitz)
Einladungsflyer zum Download
Die Veranstaltung ist kostenfrei. Interessierte Besucher sind herzlich willkommen!