Große Resonanz erzielte das Akademie-Forum "Nachhaltige Entwicklung – Impulse für neue Wertschöpfung in der Lausitz", das am 9. April 2019 im Humboldthaus in Görlitz stattfand. Organisiert wurde es vom an der TU Bergakademie Freiberg angesiedelten Akademieprojekt Technikfolgenabschätzung. Insgesamt diskutierten etwa 60 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik über Chancen und Risiken des Strukturwandels in der Region.
Ziel des Forums war es, neue und nachhaltige Möglichkeiten für Wertschöpfung in der Lausitz nach dem "Kohleausstieg" aufzuzeigen. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Vorstellung des Konzepts für ein Wirtschaftcluster progressLAUSITZ. Nach der Begrüßung durch Bernd Lange, Landrat des Landkreises Görlitz, und Akademiepräsident Prof. Hans Wiesmeth gab es Impulsvorträge von Prof. Bernd Meyer, Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, und Prof. Thomas Herlitzius, Mitglied der Akademiekommission Technikbewertung und -gestaltung, mit anschließender Podiumsdiskussion.
Prof. Wiesmeth hob hervor: „Bergbau und Energiewirtschaft leisten gegenwärtig einen bedeutenden Beitrag zu Wertschöpfung und Beschäftigung. Der Kohleausstieg wirft für viele Lausitzer existenzielle Fragen auf. Gesucht werden zukunftsfähige regionalwirtschaftliche, umwelt- und sozialverträgliche Strategien mit und nach der Braunkohle.“
Landrat Lange wies darauf hin, dass der Landkreis Görlitz so groß sei wie das Saarland. Er betonte: „Unsere Stärken wollen wir eigenständig entfalten. Neue Institute, die zu Innovationen und Neugründungen führen, sind herzlich willkommen. Wir können den jungen Menschen eine sehr gute Perspektive in der Region bieten.“
Prof. Meyer erläuterte in seinem Impulsvortrag: „Seitdem in der Lausitz Braunkohle gefördert wird, steht die Lausitz für industrielle Pionierleistungen in den Bereichen Bergbau, Energie, Chemie, Kunststofftechnik, Glasindustrie u.a., aber auch für massive Eingriffe in die Umwelt. Neuanfänge und Umbrüche prägen die Region wie kaum eine andere. progressLAUSITZ als sich formierendes Industrielles Cluster repräsentiert einen schlüssigen wirtschaftlichen Ansatz zur Schließung von Stoffkreisläufen.“
In der Podiumsdiskussion wurden Pläne für Wirtschaftsansiedelungen vorgetragen. Konkrete Überlegungen für neue Wertschöpfungsketten betreffen z. B. den Bereich Lithiumaufbereitung, chemisches und metallurgisches Recycling, Smart & Connected Farming, stoffliche Nutzung von Biogas, Elektrolyse, Methanolherstellung aus Abgas, Power-to-X-Technologien und die Aufbereitung seltener Erden. Das innovative Industriecluster progressLAUSITZ trägt dazu bei, dass Synergien erkannt und genutzt werden sowie neue sektorübergreifende Geschäftsmodelle entstehen. So gibt es Pläne eine regionale Wertschöpfungskette (Erzeugung, Transport, Verbrauch) für nachhaltig erzeugtes, CO2-freies „grünes“ Methanol in der Lausitz zu etablieren. Es werden neue Formen der Vernetzung zwischen Wirtschaft, Ausbildung und Wissenschaft entstehen. Der Übergang von der linearen zur zirkularen Wirtschaft bietet insbesondere für die Lausitz Chancen für eine nachhaltige Wertschöpfung.
Vorteile der Region sind freie Flächen auf den Industrie- und Kraftwerksstandorten, die Nähe zu Polen und Tschechien sowie die jetzt schon geplanten Verbesserungen der Infrastruktur. Das touristische Potential kann noch besser vermarktet werden. Schon jetzt hat der Landkreis Görlitz besonders attraktive Förderbedingungen. Die Wirtschaftsförderung Sachsen steht für entsprechende Anfragen helfend zur Verfügung.
Abschließend erläuterte Kai Kerkhof von der Sächsischen Staatskanzlei den Stand der Gesetzgebung: „Der Entwurf eines Leitbildes liegt vor, derzeit werden die Instrumente geschärft. Von den gesamten Mitteln fließen insgesamt 25,2 % nach Sachsen in das Mitteldeutsche und das Lausitzer Revier und 25,8 % nach Brandenburg. Ein Maßnahmengesetz Strukturstärkung soll nach der Sommerpause verabschiedet werden. Die möglichen Förderquoten bzw. Förderinstrumente bezüglich der zahlreichen Projektvorschläge sind auch noch Gegenstand der Verhandlungen mit den Bundesministerien im Vorfeld des Gesetzgebungsverfahrens. Es ist für uns in Sachsen mit zwei Braunkohlerevieren eine sehr anspruchsvolle und auf über 20 Jahre hinaus eine sehr langfristig angelegte Aufgabe, die eine riesige Chance für die Regionen bedeutet.“
Die von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften organisierte Veranstaltung verdeutlichte die großen Chancen der Kreislaufwirtschaft für den Strukturwandel in der Lausitz.