Vom 7. bis 10. Juli 2022 findet in Weimar das Symposium "Weimar als Gedächtnisort und Ort der Gedächtnispolitik" statt. Organisiert wird es von der Kommission Kunstgeschichte, Literatur- und Musikwissenschaft der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Nationaltheater und Staatskapelle Weimar und der Klassik-Stiftung Weimar.
Weimar ist vermutlich der dichteste Gedächtnisort Deutschlands, verbunden mit den gegensätzlichsten Marksteinen deutscher Politik und Kultur. Auf der einen Seite Wirkungsstätte der literarischen ‚Klassiker‘ und Eröffnungsort der Nationalversammlung 1919; auf der anderen das wenige Kilometer entfernte Konzentrationslager Buchenwald, ein extremer Kontrapunkt zu Klassik und Republik, der gleichwohl in ihre Wirkungsgeschichte gehört. Hinzu kommen zahlreiche weitere ‚Highlights‘ der deutschen Geistes- und Kulturgeschichte, darunter Franz Liszt, Friedrich Nietzsche, Harry Graf Kessler, Henry van der Velde sowie das in Weimar gegründete Bauhaus.
Welche Schichten dieses Gedächtnisortes jeweils herausgestellt und aktualisiert werden, unterliegt einem ständigen Wechsel. Wonach aber richtet sich, was erinnert wird? Aus welchen Gründen rückt mal diese Epoche und mal jener Autor in den Vordergrund? Wie funktioniert Weimar als Gedächtnisort und wie hat es in unterschiedlichen Epochen funktioniert? Welche Akteure, welche Entscheidungsträger haben zur kulturpolitischen Konstruktion dieses Gedächtnisorts beigetragen? Mit diesen Fragen wollen sich Vortragende wie mitdiskutierende Hörer auseinandersetzen, um am Weimarischen Beispiel der Formierung eines Gedächtnisorts durch Gedächtnispolitik auf die Spur zu kommen.
ORGANISATION
Symposion der Kommission Kunstgeschichte, Literatur- und Musikwissenschaft der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Nationaltheater und Staatskapelle Weimar und der Klassik-Stiftung Weimar
SYMPOSIUMSLEITUNG
PROF. DR. ELISABETH DÉCULTOT
Alexander von Humboldt-Professur für Neuzeitliche Schriftkultur und europäischen Wissenstransfer an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Direktorin des Interdisziplinären Zentrums für die Erforschung der europäischen Aufklärung (IZEA) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
PROF. DR. DANIEL FULDA
Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
ANMELDUNG
Dr. Wolfram Enßlin
E-Mail: ensslin@bach-leipzig.de
Telefon: 0341 9137-254
PROGRAMM
DONNERSTAG, 7. JULI 2022
Bauhaus-Museum Weimar
19.00 Uhr
Eröffnungsvortrag
PROF. DR. STEFAN MATUSCHEK | Friedrich-Schiller-Universität Jena
Lechts und Rinks. Die Klassik-Legende in Ost und West
Begrüßung: PROF. DR. ELISABETH DÉCULTOT | Halle
FREITAG, 8. JULI 2022
Deutsches Nationaltheater Weimar
9.00 Uhr
Begrüßung
PROF. DR. CHRISTOPH KRUMMACHER | Leipzig
Sektion I: Erinnerungspolitik und Tourismusmarketing
Moderation: PROF. DR. ELISABETH DÉCULTOT | Halle
9.15 Uhr
PROF. DR. WINFRIED SPEITKAMP| Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, Erfurt
Weimar als europäischer Gedächtnisort
10.00 Uhr
PROF. DR. PAULA WOJCIK | Universität Wien
Gingkoblatt und Playmobil. Zur massenkulturellen Repräsentation Weimars
10.45 Uhr
PD DR. MARTIN ANDREE | Universität zu Köln
Weimar als Marke
11.30 – 12.00 Uhr
Kaffeepause
Sektion II: Über die Verfertigung von Klassikern im kulturellen Gedächtnis
Moderation: DR. WOLFRAM ENSSLIN | Leipzig
12.00 Uhr
DR. CHRISTOPH SCHMÄLZLE | Klassik Stiftung Weimar
Archiv und Totenkult: Von Schiller bis Nietzsche
12.45 Uhr
PROF. DR. ULRICH SIEG | Philipps-Universität Marburg
Erinnerungspolitik des Nietzsche-Archivs
13.30 – 14.15 Uhr
Mittagspause
14.15 Uhr
DR. DANIEL TIEMEYER | Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Zwischen Tradition und Fortschritt. Franz Liszts Wirken als Hofkapellmeister am Gedächtnisort Weimar (1848–1861)
15.00 Uhr
BEATE SEIDEL | Deutsches Nationaltheater u. Staatskapelle Weimar
Zur Räuber-Inszenierung
15.45 – 17.15 Uhr
Goethes Haus. Wohnraum und Gedächtnisort (Ort: Goethe-Nationalmuseum)
DR. CHRISTIANE HOLM | Halle
19:00–21:45
Friedrich von Schiller: Die Räuber (Spielstätte: E-Werk)
Im Anschluss findet ein nicht-öffentliches Gepräch mit den Beteiligten der Inszenierung statt.
SAMSTAG, 9. JULI 2022
Deutsches Nationaltheater Weimar
Sektion III: Demokratie und Diktatur
Moderation: PROF. DR. CHRISTOPH KRUMMACHER | Leipzig
9.15 Uhr
PROF. DR. MICHAEL DREYER | Friedrich-Schiller-Universität Jena
Die Weimarer Republik als Erinnerungsort
10.00 Uhr
DR. PAUL KAHL | Klassik Stiftung Weimar
"...weil Ettersberg mit dem Leben des Dichters Goethe im Zusammenhang steht". Das klassische Weimar in der NS-Zeit
10.45 Uhr
PROF. DR. W. DANIEL WILSON | University of London
Gedächtnisstörungen. Zu einigen Lücken in Weimar
11.30 – 13.00 Uhr
Mittagspause
13.00 – 14.30 Uhr
Sektion IV: Wendezeit und Gegenwart – eine Debatte
Moderation: PROF. DR. KLAUS MANGER | Jena
Diskutanten:
PROF. DR. LOTHAR EHRLICH | Weimar
PROF. DR. PETER GÜLKE | Weimar
PROF. DR. VOLKHARD KNIGGE | Weimar
PROF. DR. DIRK OSCHMANN |Universität Leipzig
14:45 Uhr
Besichtigung und Kurzführung des Hauses der Weimarer Republik (Ort: Haus der Weimarer Republik)
PROF. DR. MICHAEL DREYER | Jena
16:30 Uhr
Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora: Besichtigung und thematische Führung
SONNTAG, 10. JULI 2022
Deutsches Nationaltheater Weimar
9.30 Uhr
PROF. DR. JAN PHILIPP REEMTSMA | Universität Hamburg
‚Klassik‘ und Teleologie. Das Verschwinden Christoph Martin Wielands
10.30 – 12.30 Uhr
Podiumsdiskussion
Vom Nutzen und Nachteil der Gedächtnispolitik für die Gegenwart
Es diskutieren:
DR. ULRIKE LORENZ | Klassik Stiftung Weimar
PROF. DR. MARTIN SABROW | Zentrum für Zeithistorische Forschung
HASKO WEBER | Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar
Moderation: PROF. DR. DANIEL FULDA | Halle
Diese Tagung wird gefördert aus Mitteln der Humboldt-Professur von Elisabeth Décultot (Halle), aus Mitteln des Lehrstuhls von Daniel Fulda (Halle), vom Förderverein der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig sowie vom Verein Weimarer Republik e.V.