Im Jahr 2009 hat das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) ein Programm zur Förderung der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung in Sachsen begründet. Mit der wissenschaftlichen Begutachtung der Projekte ist die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig betraut. Das in diesem Rahmen geförderte Projekt "Körperpolitik in der DDR. Tanz-Institutionen zwischen Eliteförderung, Volkskunst und Massenkultur" stellt im Akademie-Kolloquium am 24. Januar 2014 seine Arbeit vor und spricht mit Prof. Dr. Ralf Stabel von der Staatlichen Ballettschule Berlin. Beginn ist um 11.15 Uhr in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften.
Das zunächst auf zwei Jahre angelegte Forschungsprojekt untersucht, auf welche Weise Institutionen die Entwicklung und gesellschaftliche Bedeutung des Tanzes in der DDR geprägt haben. Dabei kommt den Perspektiven von AkteurInnen und ZeitzeugInnen eine besondere Bedeutung zu. Im Dezember 2013 veranstaltete das Forschungsprojekt um Prof. Dr. Patrick Primavesi (Universität Leipzig) eine erste Arbeitstagung, bei der 14 ZeitzeugInnen verschiedener Generationen von ihren Erfahrungen mit Tanzinstitutionen der DDR berichteten. Ehemalige Schüler, Pädagogen und Schulleiter der Palucca Schule Dresden, der Fachschule für Tanz Leipzig und der Staatlichen Ballettschule Berlin gaben Einblick in ihre Ausbildungs- und Berufserfahrungen. Darüber hinaus wurde die Organisations- und Dokumentations-Tätigkeit des Zentralhauses für Kultur in Leipzig thematisiert. Im Zentrum standen folgende Fragen:
- Wie wurden Tanzausbildung und -vermittlung praktiziert?
- Welche Rolle spielten die Tanzformen Bühnen-, Gesellschafts- und Volkstanz, mit welchen institutionellen Strukturen?
- Inwieweit war der künstlerisch-kreative Alltag durch kulturpolitische Vorgaben, Richtlinien und sonstige Zwänge bestimmt?
Im Akademie-Kolloquium werden diese Fragen vertiefend diskutiert und der aktuelle Forschungsstand des Projekts vorgestellt. Das Gespräch führen Prof. Dr. Patrick Primavesi (Theaterwissenschaftler an der Universität Leipzig und Direktor des Tanzarchiv Leipzig e.V.) und Juliane Raschel (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsprojekt).
Nach dem Studium der Choreographie und Theaterwissenschaft an der Theaterhochschule „Hans-Otto“ in Leipzig promovierte Ralf Stabel in Bremen zum Thema: „Einfluss von Politik auf die Strukturen und Inhalte von Tanzausbildung“. Lehrverpflichtungen führten ihn an die Palucca Schule Dresden und die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Seit 2003 ist er an der Staatlichen Ballettschule Berlin und Schule für Artistik tätig, deren Leitung er seit 2007 innehat. Einschlägige Publikationen u.a. zu Gret Palucca und über das Verhältnis von Tanzschaffenden zum Ministerium für Staatssicherheit.