Plenarvorträge 2024

Vorträge am 14.6.2024

Prof. Dr.-Ing. habil. Thorsten Halle (Magdeburg)
Professor für Metallische Werkstoffe an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, am 11. Februar 2022 zum Ordentlichen Mitglied der Technikwissenschaftlichen Klasse gewählt, Forschungsschwerpunkte: Verarbeitung metallischer Werkstoffe; Struktur-Eigenschaftsbeziehungen in Metallen; Werkstoffmodelle; numerische Simulation von Fertigungsprozessen; Wärmebehandlung; Mikrostruktur- und Schadensanalyse


Archäometallurgische Untersuchungen zur Herstellung von bronzezeitlichen Randleistenbeilen in Mitteldeutschland

Es werden Ergebnisse archäometallurgischer Untersuchungen zur Herstellungstechnologie von bronzezeitlichen Randleistenbeilen in Mitteldeutschland präsentiert. Die Forschung konzentriert sich auf die Analyse der Mikrostruktur dieser Artefakte, um Erkenntnisse über die verschiedenen Herstellungstechniken zu gewinnen und diese in einen historischen Kontext zu setzen.
Mittels modernster Mikroskopietechniken und materialanalytischer Verfahren konnten die Veränderungen in der Mikrostruktur der Bronze untersucht werden, die durch unterschiedliche Herstellungsmethoden wie Gießen, Schmieden und Glühen verursacht werden. Diese Veränderungen in der Mikrostruktur sind entscheidend, da sie Rückschlüsse auf die thermomechanischen Prozesse während der Herstellung der Beile ermöglichen. Unsere Untersuchungen zeigen, dass verschiedene Herstellungstechniken zu charakteristischen Mikrostrukturen führen, die sich in der Verteilung und Größe der Körner, der Phasenkomposition und der Anwesenheit von Defekten wie Poren und Rissen widerspiegeln. Beispielsweise weisen gegossene Beile eine grobkörnige Struktur mit typischen Gussdefekten auf, während geschmiedete Beile durch eine feinkörnige, gleichmäßige Struktur mit weniger Defekten gekennzeichnet sind.
Durch die systematische Analyse dieser Mikrostrukturen konnten wir erstmals fundierte Aussagen über die Herstellungstechniken der bronzezeitlichen Randleistenbeile in Mitteldeutschland treffen. Diese Erkenntnisse tragen nicht nur zur archäometallurgischen Forschung bei, sondern ermöglichen auch eine präzisere Rekonstruktion der technologischen Entwicklungen und handwerklichen Fähigkeiten der Bronzezeit.

Prof. Dr. phil. habil. Martin Mulsow (Erfurt)
Professor für Wissenskulturen der europäischen Neuzeit an der Universität Erfurt und Direktor des Forschungszentrums für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien Gotha; seit September 2012 Fellow des Wissenschaftskollegs in Berlin; am 10. Februar 2012 zum Ordentlichen Mitglied der Philologisch-historischen Klasse gewählt, Forschungsgebiete: Geistes- und Wissensgeschichte der Frühen Neuzeit, Renaissancephilosophie, Aufklärung, Clandestine Literatur, Hofkultur


Globale Ideengeschichte und materielle Kultur: Das Beispiel Nagasaki

Wie schreibt man globale Ideengeschichte? Möchte man im Fall eines Zusammentreffens von zwei Kulturen die Sicht von beiden Seiten rekonstruieren, bietet es sich an, in Ko-Autorschaft zu arbeiten. In diesem Sinne werde ich von meiner Zusammenarbeit mit einem japanischen Forscher berichten, um den Austausch von europäischem und japanischem Wissen über Münzen um 1800 zu untersuchen. Bei diesem Austausch auf der kleinen Insel Deschima im Hafen noch Nagasaki ging es nicht nur um den Transfer von Wissen, sondern auch von Münzen selbst, also materiellen Objekten. Wie gelang es, trotz vielfacher Restriktionen, die Münzen zu tauschen, und wie stellte sich Europa durch die Linse des Münzwissens für einen Japaner dar?


Vorträge am 17.5.2024

Prof. Dr. rer. nat. Tanja Gulder (Leipzig)
Professorin für Organische Chemie an der Universität Leipzig, am 10. März 2023 zum Ordentlichen Mitglied der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse gewählt, Forschungsschwerpunkte: Entwicklung neuartiger, umweltfreundlicher und ökonomischer katalytischer Systeme durch Biomimetik: v.a. Erforschung und Nachahmung von metallhaltigen Halogenasen zur selektiven Halogenierung


Ist die Natur die bessere Chemiker*in?
Wie wir von der Natur für eine effizientere und nachhaltigere Chemie lernen können

Die Organische Chemie hat sich zu einer Disziplin entwickelt, die prinzipiell in der Lage ist, immer komplexere Moleküle effektiv darzustellen. Die Anwendung dieser häufig sehr nützlichen Verbindungen in unserem täglichen Leben ist jedoch oftmals durch die Ineffizienz der synthetischen Prozesse behindert. Außerdem spielt vor dem Hintergrund des Klimawandels, der Verknappung wertvoller Ressourcen, der Umweltverschmutzung etc. die Entwicklung nachhaltigere Herstellungsmethoden eine immer größere Rolle. Aus diesem Grund muss das Ziel bei der Bereitstellung anspruchsvoller Moleküle, z.B. für Pharmazeutika, Agrarchemikalien, Materialien etc. das Streben nach einer effizienten und nachhaltigen Umsetzung leicht zugänglicher Startmaterialien in die entsprechenden Endprodukte sein. Dafür ist eine ständige Weiterentwicklung der bestehenden Methoden notwendig. Das Konzept des Lernens von der Natur ist keine neue Idee. Inspiration für spätere Erfindungen hat der Mensch schon seit jeher aus der lebendigen Natur geschöpft. Dies kann man an zahlreichen Bespielen unseres alltäglichen Lebens, wie z.B. Flugzeugen, Klettverschlüssen, Solarmodulen etc. sehen. Auch in der Chemie kann die Natur eine wichtige Vorbildrolle einnehmen. Im Laufe der Evolution entwickelte die Natur eine Vielzahl an Enzymen, die in der Lage sind, verschiedenste Arten von chemischen Reaktion mit einer einzigartigen Effizienz und Selektivität unter äußerst milden Bedingungen zu katalysieren. Allerdings ist der direkte Einsatz von Enzymen in chemischen Prozessen oft nicht möglich. Aus diesem Grund ist eine Kombination beider Welten, organische Synthese und Biokatalyse, durch strukturelle wie auch mechanistische Nachahmung der natürlichen Prinzipien (Enzyme-Mimicking) essentiell zur Etablierung fundamentaler Transformationen in der chemischen Produktion und somit zur erfolgreichen Herstellung wichtiger Endprodukte.

Prof. Dr. phil. habil. Uwe Junghanns (Göttingen)
Professor für Slavistische Sprachwissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen; Ordentliches Mitglied der Philologisch-historische Klasse seit 8. Februar 2013, Forschungsschwerpunkte: Grammatiktheorie für slavische Sprachen, lexikalische und kompositionale Semantik, Morphosyntax, Informationsstrukturierung, mikrotypologische Variation, Aspekte älterer Sprachzustände


Eine Sprache oder zwei?
Zur Begründung sprachlicher Eigenständigkeit

Die Beantwortung der Frage, wie viele Sprachen es gibt, ist keine triviale Angelegenheit. Ursache ist die mögliche Überschreibung linguistisch basierter Unterscheidungen infolge des Wirkens politischer, sozialer, kultureller und/oder religiöser Faktoren – unter anderem der Wille von Völkern oder ethnischer Gruppen sowie die Etablierung und dauerhafte Durchsetzung von Geltungsdomänen für Sprachen.
Das Streben nach stärkerem Zusammenhalt in Mehrvölkerstaaten, historischer Deutungshoheit oder staatlicher Unabhängigkeit kann zum Eintreten für Einheit resp. Differenzierung von (nahe verwandten) Sprachen führen. Hierfür lassen sich Tschechisch-Slovakisch, Bulgarisch/Makedonisch und Kroatisch vs. Serbisch vs. Bosnisch vs. Montenegrinisch als Beispiele anführen.
Einen besonderen Fall stellt die in jüngster Zeit von der Russischen Föderation propagierte Charakterisierung des Ukrainischen und seiner Stellung zum Russischen dar. Im Versuch, den Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie die Okkupation ukrainischer Territorien im Vorgriff zu begründen, wurden der Ukraine eine eigene Geschichte, Kultur und Religion abgesprochen, und es wurde eine kontinuierliche, russisch bestimmte Entwicklung behauptet, neben weiteren Argumenten (vgl. die Rede Putins am 21.02.2022). Das Recht der Ukraine auf die Festlegung einer Staatssprache und die Durchsetzung deren Anwendung wird bestritten. Damit wird versucht, die Bedeutung des Ukrainischen für den von Russland nach Völkerrecht unabhängigen Staat zu mindern, den heutigen Einflussbereich des Russischen (und Russlands selbst) zu vergrößern und die Souveränität der Ukraine zu untergraben.
Das Ziel des Vortrags ist es, auf der Basis linguistischer Kritierien die prinzipielle Eigenständigkeit des Ukrainischen zu begründen. Reflektiert wird, warum die Existenz eines eigenen, voll funkionsfähigen sprachlichen Systems allein nicht ausreicht, um das Ukrainische als Standardsprache zu klassifizieren. Es wird gefragt, ob und in welchem Maße die Voraussetzungen und Bedingungen für Standardsprachlichkeit gegeben sind.


Festvortrag am 12. April 2024 im Rahmen der Öffentlichen Frühjahrssitzung

Prof. Dr. phil. nat. Dr. med. habil. Ulrike Köhl (Leipzig)

Professorin für Immunonkologie an der Universität Leipzig; Direktorin des Instituts für Klinische Immunologie am Universitätsklinikum Leipzig; Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie, Leipzig, am 10.03.2023 zum Ordentlichen Mitglied der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Sächsischen Akademie der Wissenschaften gewählt, Forschungsschwerpunkte: Immunonkologie, Zell- und Gentherapie, Entwicklung von Immuntherapien, Zelluläre Immunität des Menschen mit den Schwerpunkten Immunfunktionsprüfungen mittels Durchflusszytometrie und Immundefektdiagnostik

Von „lebenden Krebsmedikamenten“ bis zur Behandlung von Volkskrankheiten

Zellbasierte Immuntherapien und molekulare, zielgerichtete Therapien bilden inzwischen die vierte Säule in der Krebsmedizin. Dabei hat insbesondere die Behandlungen mit sogenannten CAR (Chimäre Antigen Rezeptor) T-Zellen als „lebende Krebsmedikamente“ weltweit zu großen klinischen Erfolgen bei Patienten mit Leukämien und Lymphomen geführt. Inzwischen sind 6 CAR-T-Zelltherapien gerichtet gegen die Krebs Epitope CD19 und BCMA zugelassen.

Neben einer Übersicht zu den Möglichkeiten und Grenzen der personalisierten CAR T-Zelltherapien werden auch neue Wege aufgezeigt, genmanipulierte, allogene Effektorzellen als „off the shelf“ Präparate einzusetzen. Der Einsatz hat inzwischen auch andere Erkrankungen, insbesondere Autoimmunerkrankungen erreicht und spielt zukünftig auch bei den großen Volkskrankheiten eine Rolle. Dazu werden auch eigene Beispiele zum Einsatz von zellulären Immuntherapien und Genscheren aus dem sächsischen ZukunftsCluster „SaxoCell“ präsentiert. Darüber hinaus werden optimierte, automatisierte und digital-gesteuerte Herstellungsprozesse dargestellt, um mit modularen Prozeßstraßen große Patientenkohorten zu adressieren. Zusammenfassend verspricht dieses neue Feld die Medizin der Zukunft zu revolutionieren.

 

Vorträge am 8.3.2024

Prof. Dr. jur. habil. Olaf Werner (Jena)
Professor i. R. für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Handels-, Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht an der Friedrich-Schiller-Universität Jena; am 10. März 1995 zum Ordentlichen Mitglied gewählt. Hauptarbeitsgebiete: Stiftungs- und Vereinsrecht, Erbrecht, Insolvenz- und Verfahrensrecht und zur Unternehmensnachfolge


Privatautonomie und Fremdbestimmung im Stiftungswesen

Ein oft beklagtes, aber ungelöstes Problem ist der Anstieg staatlicher Regulierungen und privaten Machtmissbrauchs, die in der Regel zu einer Einschränkung der Handlungsfreiheiten anderer Rechtssubjekte, insbesondere des Individuums führen. Das Streben nach Macht, deren Ausnutzung erfolgt mit dem Ziel, dass Verhalten anderer Rechtssubjekte zu bestimmen, diese zu entmündigen. Macht über andere kann in allen Lebensbereichen erfolgen. Es handelt sich um das Problem von Freiheit und Macht.
Es ist die Aufgabe des Rechts, die ausufernde Staatstätigkeit und den Machtmissbrauch zu begrenzen, das Individuum vor Eingriffen in die persönliche Autonomie (insbesondere Privatautonomie) zu schützen.
Als typisches und aktuelles Beispiel der versuchten Fremdbestimmung und der Ausnutzung privater Macht bietet sich das Stiftungswesen an. Die gleichen Erkenntnisse treffen aber in großem Umfang auf die gesamte aktuelle Rechts- und Gesellschaftssituation. Dabei wird rechtswidrig in der Praxis unter Verstoß der Kompetenzzuständigkeiten und rechtlichen Regelungen gehandelt.
Das Thema meines Vortrages will dieses Problem verdeutlichen und Lösungswege aufzeigen.

Prof. Dr.-Ing. habil. Sanaz Mostaghim (Magdeburg)
Professorin am Institut für Intelligente Kooperierende Systeme (IKS) der Fakultät für Informatik (FIN) an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg; am 11. Februar 2022 zum Ordentlichen Mitglied der Technikwissenschaftliche Klasse gewählt.
Forschungsgebiete: Computational Intelligence; Multikriterielle Optimierungalgorithmen; Evolutionäre Algorithmen; Multikriterielle Entscheidungsfindungalgorithmen; Schwarmintelligenz, Schwarmrobotik


The Science of decision-making: Individuelle und kollektive Entscheidungsfsindungalgorithmen

Der Vortrag gibt einen Einblick in das Thema (kollektive) Entscheidungs- und Entscheidungsunterstützungssysteme mittels KI-Algorithmen. Die zentrale Frage ist, wie man KI-Algorithmen so entwickeln kann, dass sie den Menschen als Entscheidungsträger in den Mittelpunkt stellen und ihm die Möglichkeit geben, eine fundierte Entscheidung zu treffen. In unserem täglichen Leben beschäftigen wir uns zwangsläufig mit Entscheidungsfindung, insbesondere in kritischen Situationen wie medizinischen Behandlungen. Die Schwierigkeit bei der Entwicklung von KI-Algorithmen entsteht, wenn es Zielkonflikte gibt und mehrere Entscheidungsträger beteiligt sind. Letzteres wird als „kollektive Entscheidungsfindung“ oder „Schwarmintelligenz“ bezeichnet. Das Ergebnis kollektiver Entscheidungsfindung ist emergentes Verhalten, das, ähnlich wie in der Natur, nicht vorhersehbar ist.
In den letzten Jahren haben sich viele Wissenschaftler bioinspirierten Algorithmen zugewandt, die sich an der Natur orientieren. Biologische Systeme lösen außerordentlich komplexe Aufgaben durch dezentrale Strukturen und einen einfachen Aufbau. Eine Besonderheit ist die entstehende Selbstorganisation einfacher Individuen, die gemeinsam globales entstehendes Verhalten erzeugen. Die Herausforderung besteht darin, die Auswirkungen der Selbstorganisation so zu beeinflussen, dass das resultierende Verhalten den „Wünschen“ entspricht. Der Vortrag behandelt die Grundlagen und die technische Umsetzung in der Schwarmrobotik.


Vorträge am 9.2.2024

Prof. Dr.-Ing. habil. Jürgen Czarske (Dresden)
Professor für Mess- und Sensorsystemtechnik an der TU Dresden, kooptierter Professor für Physik, Direktor des Kompetenzzentrums BIOLAS (Biomedical Computational Laser Systems), geschäftsführender Direktor des Instituts für Grundlagen der Elektrotechnik und Elektronik, Fellow OPTICA, SPIE, EOS, IET, IoP, am 9. Februar 2018 zum Ordentlichen Mitglied der Technikwissenschaftlichen Klasse gewählt. Forschungsgebiete: Biomedizinische Lasersysteme, Optogenetik, adaptive Optik, faseroptische Endomikroskopie, Laser-basierte Messtechnik für Organoide, sichere faseroptische Datenübertragung, Quantentechnologie zweiter Generation

Minimal-invasive Laser-basierte Endoskopie mit Glasfasern für die Biomedizin

Licht hat das Potenzial, den Ursprung von Krankheiten zu erkennen, ihnen vorzubeugen oder sie frühzeitig und schonend zu heilen. Die frühzeitige Diagnose ist ein Schlüssel zur Verbesserung der Überlebens- und Heilungsrate von Patienten. Bei einer konventionellen Biopsie mit Gewebeentnahme dauert es jedoch oft mehrere Stunden, bis der Chirurg die Ergebnisse der Diagnose kennt. Die optische Histopathologie ermöglicht eine intraoperative Diagnose in Echtzeit ohne Gewebeentnahme. Es wird der Paradigmenwechsel präsentiert, mit nadeldünnen, faseroptischen Endoskopen eine Gewebeklassifizierung unter Nutzung von AI in der Neurologie zu erreichen. Für die Optik und Photonik wurden über 40 Nobelpreise vergeben. Es liegt ein noch weitgehend ungenutztes Innovationspotential der Optik und Photonik für die Biomedizin vor, so dass grundlegende Erkenntnisse für einen Fortschritt für die Wissenschaft und in die Praxis transferierte Innovationen zu erwarten sind.

Prof. Dr. rer. nat. habil. Jan-Michael Rost (Dresden)
Direktor und wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme, Honorarprofessor für Theoretische Quantendynamik an der Technischen Universität Dresden, am 10. Februar 2012 zum Ordentlichen Mitglied der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse gewählt, Forschungsgebiete: Nichtlineare Prozesse in der Wechselwirkung von Materie mit Licht: ultrakalte und ultraschnelle Prozesse; semiklassische Theorie von Quantenphänomenen; „non-mainstream“ Fragen: Ursprung von Zeit und Kausalität im Rahmen der Physik

Ist Physik zeitlos?

Aus der Perspektive komplexer Systeme ist es die Beziehung zwischen einzelnen Agenten oder Subsystemen, die alle Phänomene hervorbringt. Insbesondere erweisen sich uns vertraute Observable der Natur wie Druck oder Temperatur als emergent, also abgeleitet aus diesen Beziehungen.
Im Vortrag werde ich die Idee relationaler Dynamik vorstellen, die auch Zeit selbst als emergent und damit abgeleitet aus komplexen Beziehungen zwischen einem System und seiner Umgebung beschreibt, wobei beide zusammen in einem zeitlosen, quantenmechanischen Urzustand verschränkt sind. Zeit "entsteht", wenn das Gesamte in System und Umgebung getrennt wird. Dies gilt, wie wir sehen werden, auch für Temperatur.
Das Zeitverständnis selbst ist dabei alles andere als zeitlos. Die aktuelle Metamorphose ist dem Wandel der Perspektive in der Physik
von "Semiklassik & Chaos" hin zu "Quantenwissenschaft & Entanglement" geschuldet. 

 

Vorträge am 12.1.2024

Prof. Dr. Catrin Schmidt (Dresden)
Professorin an der Technischen Universität Dresden, Direktorin des Institutes für Landschaftsarchitektur der TU Dresden; Ordentliches Mitglied der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse seit 2015; Arbeitsschwerpunkte: Landschaftliche Transformationsprozesse, Methodenentwicklung in der Landschaftsplanung, Kulturlandschaftsforschung, Stadt- und Regionalentwicklung

Landschaftliche Resilienz am Beispiel urbaner Wasserkrisen

Von Resilienz wird aktuell gern und häufig gesprochen. Aber gibt es auch eine landschaftliche Resilienz? Warum gehen manche Landschaften gestärkt aus Krisen hervor, während andere nicht vermögen, ihre Funktionen und ihren Landschaftscharakter nach Störungen wiederherzustellen? Ich werde in meinem Vortrag der Frage nachgehen, ob es landschaftsübergreifend Einflussfaktoren und Prinzipien gibt, die Resilienz landschaftsbezogen stärken können. Anhand urbaner Wasserkrisen und verschiedener Fallbeispiele – von Kuala Lumpur über Singapur bis Leipzig und Umgebung – werden Bedingungsgefüge und Zusammenhänge erörtert und Ansatzpunkte aufgezeigt.


Prof. Dr. phil. habil. Georg Schmidt (Jena)
Professor i. R. für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Ordentliches Mitglied der Philologisch-historischen Klasse seit 9. Januar 1998, Korrespondierendes Mitglied seit 9. Juni 2000, Forschungsschwerpunkte: Sozial- und Verfassungsgeschichte des frühneuzeitlichen Reiches, insbesondere Kleinere Reichsstände, Widerstand und Revolten, Konfessionalisierung, das Alte Reich, Staat und Nation in der Frühen Neuzeit

„Es lebe die Freiheit …“ Goethes politische Vorstellungen

Apolitisch oder an Politik nicht interessiert waren weder der Staatsmann noch der Dichter Goethe. Sein Pazifismus, seine Hochschätzung des Alten Reichs, Napoleons und der französischen Kultur, seine massive Kritik am Nationalismus und dem veloziferischen Zeitalter oder seine Bemühungen um den in Rollen zerrissenen Menschen passten nicht zur nationalen Aufbruchstimmung des 19. Jahrhunderts und wurden mit dem Genius des unpolitischen Klassikers neutralisiert. Mit dem Guten, Wahren und Schönen wollte Goethe die Menschen von der Politik nicht fernhalten, sondern auf den vernünftigen Umgang mit der Freiheit vorbereiten, die für ihn in der Möglichkeit bestand, stets das Vernünftige zu tun. Goethe hat weder die Moderne noch den Liberalismus erfunden und das Grundgesetz basiert keineswegs auf seinen Werten (J. Adler). In Faust II bietet der alte Goethe Versatzstücke seiner Weltsicht, die sich nicht mehr zu einer Einheit fügen.

Termine
Hafen des Heils oder Hölle des Lebens? Die Flucht ins und aus dem Kloster im Mittelalter 06.09.2024 - 07.09.2024 — Digitaler Workshop
26th International Conference of the European Association for South Asian Archaeology and Art 16.09.2024 - 20.09.2024 — Universität Leipzig, Augustusplatz 10, 04109 Leipzig
Texttransfer und intertextuelle Bezüge in den Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit 07.10.2024 - 09.10.2024 — Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Karl-Tauchnitz-Straße 1, 04107 Leipzig
… darf man das? 21.10.2024 19:00 - 21:00 — Kupfersaal Leipzig, Kupfergasse 2, 04109 Leipzig
Denkströme

Denkströme IconDas Open Access (Online-)Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften:

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Diffusion Fundamentals

Diffusion Fundamentals IconInterdisziplinäres Online Journal für Diffusionstheorie in Kooperation mit der Universität Leipzig:
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Internationale Konferenzreihe:
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