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1809–1909–2009. Ideeller und struktureller Wandel von Wissenschaft am Beispiel der Universität Leipzig

Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
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Universität Leipzig im Umbau, 2009, Foto: Lutz Zerling

Das Vorhaben endete am 28.02.2012.

Die Entwicklung der Universität Leipzig ist eingebunden in die deutsche, europäische und letztlich globale Herausbildung des Universitätssystems und der Wissenschaft. In ideengeschichtlicher und bildungsbegrifflicher Perspektive aber auch in institutionenhistorischer Hinsicht lässt sich mit drei Chiffren operieren, an denen entscheidende Brüche zumindest der deutschen Situation deutlich werden.

„1809“ steht für eine der wichtigsten bildungsphilosophischen Debatten der jüngeren Geschichte, die sich zwischen Fichte, Humboldt, Schleiermacher und Schelling vollzog, und in der sich ein umfassender Begriff der Bildung des Individuums herauskristallisierte und ein neues Verständnis der Universität von Vermittlung der Bildung durch Wissenschaft entwickelte. Diese in vielerlei Hinsicht wirkmächtige Diskussion, zu der in institutionengeschichtlicher Perspektive die Gründung der Berliner Universität hinzukommt, ist mitverantwortlich für den großen wissenschaftlichen Erfolg der „deutschen“ Universitäten im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts und ihren Vorbildcharakter.

„1909“ steht für eine sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollziehende Entkoppelung von Lehre und Forschung, deren eindrücklichstes deutsches Signal die Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ist, die Vorläuferin der Max-Planck Gesellschaft. Die machtpolitischen Interessen des Staates, eng verbunden mit der Entwicklung von Technologie und Großindustrie, aber auch mit den Bedürfnissen der komplexer werdenden Naturwissenschaften an technischer Ausstattung, führten zur Entstehung von außeruniversitären Institutionen der Forschung bis hin zu den Atomforschungszentren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es ergibt sich dabei ein Spannungsfeld zwischen nachhaltiger Grundlagenbildung und innovativer Grundlagenforschung auf der einen und technischen Anwendungen bekannter Verfahren auf der anderen Seite.

„2009“ schließlich ist der Fluchtpunkt unserer Untersuchung. Ausgehend von der viel beredeten Krise der heutigen Universität, den Debatten über ihre Verschulung, der Entkoppelung von Forschung und Lehre und einer zunehmenden Dominanz technisch ausgerichteter Naturwissenschaften stellt sich die Frage, was zu dieser Situation geführt hat und welche Vorbeurteilungen ihr zugrunde liegen.

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