Bei der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte der DDR kommt der Forschung zur Oppositions- und Demokratiebewegung eine besondere Bedeutung zu. Sie hat einen entscheidenden Beitrag zur Friedlichen Revolution und dem Fall der Mauer geleistet.
Die Forschung zu Andersdenkenden ermöglicht ein tieferes Verständnis für die begrenzten Gestaltungsmöglichkeiten und das Verhalten von Einzelnen und Gruppen in einer Diktatur als Reaktion auf und in Wechselwirkung mit dem Handeln der Herrschenden. Das Wissen um diese Strukturen und Mechanismen bildet die Basis für die Erforschung weiterer wichtiger Aspekte und Themen, wie beispielsweise die Zusammensetzung verschiedener Gruppen, ihre inhaltlichen Verbindungen und Vernetzungen sowie ihre unterschiedliche Wahrnehmung durch Staat, Ministerium für Staatssicherheit und Öffentlichkeit in, aber auch außerhalb der DDR.
Am Beispiel der sogenannten Bausoldaten, die den Dienst mit der Waffe in der Nationalen Volksarmee (NVA) verweigerten und die in ihrem Pflichtdienst zwar ohne Waffen, aber unter anderem zum Bau von militärischen Anlagen eingesetzt wurden, soll folgenden wissenschaftlichen Fragen nachgegangen werden: Welche Wirkung haben die restriktiven, teils drakonischen Maßnahmen der SED-Führung gegenüber dieser Gruppe von Andersdenkenden auf ihren weiteren Lebensweg gehabt? Führte sie der Druck in die Anpassung oder in die Verweigerung beziehungsweise in die politische Opposition gegen das Regime?
Auf der Basis der digitalen Forschungsumgebung WOKDDR (Widerstand, Opposition und Kirche in der DDR) soll ferner untersucht werden, welche eventuell oppositionellen Netzwerke aus dem gemeinsamen Dienst dieser Wehrdienstverweigerer resultierten. Damit wird nicht nur ein zentraler Aspekt der DDR-Geschichte erforscht, sondern die bestehende DH-Infrastruktur weiterentwickelt und gleichzeitig die Grundlage gelegt für ein größeres, drittmittelfähiges Forschungsvorhaben.
Kooperationspartner
Prof. Dr. Alexander Deeg [Universität Leipzig]
Landesbischöfin i. R. Ilse Junkermann [Universität Leipzig]
Projektlaufzeit
1.7.2024 bis 31.12.2025
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
Projektgruppe
- Hans-Joachim Knölker, Prof. Dr. rer. nat. habil. [Projektleiter]
- Franziska Naether, PD Dr. phil. habil. [Projektleiterin]
- Jannis Klähn [Wissenschaftlicher Mitarbeiter]
- Klaus Schmidt [Wissenschaftlicher Mitarbeiter]
- Anke Silomon, PD Dr. phil. [wissenschaftliche Mitarbeiterin Kirchengeschichte]
- Dirk Goldhahn, Dr. rer. nat. [erweiterte Projektgruppe]
- Peter Mühleder, Mag. phil. [erweiterte Projektgruppe]