Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Virtuelle Archive für die geisteswissenschaftliche Forschung
Palaisplatz 3
01097 Dresden
Tel.: +49 351 563941-43
virtuellearchive@saw-leipzig.de
Das Vorhaben endete am 31.01.2020.
Projektgruppe
Dr. habil. Anne-Simone Rous,
Vita: https://www.clio-online.de/researcher/id/researcher-5306
Silvio Dittrich M.A.,
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Projekt Wismut-Erbe-Forschung,
E-Mail: dittrich@saw-leipzig.de
Hendrik Keller M.A.,
Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
E-Mail: h.keller@isgv.de,
Vita: https://orcid.org/0000-0003-2397-8207
Ivonne Makowski M.A.,
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Projekt Virtuelles Archiv der Sächsischen Akademie der Wissenschaften,
E-Mail: makowski@saw-leipzig.de
Projektlaufzeit
2 Jahre und 9 Monate (Mai 2017 bis Januar 2020)
Abschluss-Berichte über das Verbund-Projekt im Akademie-Journal Denkströme:
Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Heft 22 (2020), http://www.denkstroeme.de/heft-22
Projektbeschreibung
Im Rahmen einer Förderinitiative des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst koordinierte die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig im Zeitraum vom Mai 2017 bis Oktober 2019 das Verbundprojekt „Virtuelle Archive für die geisteswissenschaftliche Forschung“ der landesfinanzierten geisteswissenschaftlichen Forschungseinrichtungen Sachsens. Dazu wurden eine Projektgruppe sowie ein wissenschaftlicher Ausschuss, jeweils unter der Leitung des Präsidenten der Akademie eingerichtet.
Die Forschungen des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden, des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung an der TU Dresden, des Sorbischen Instituts in Bautzen und Cottbus, des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig, des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa in Leipzig und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig beruhen auf unterschiedlichsten Quellen bildlicher wie gegenständlicher Art, aber immer öfter auch multimedialer und rein digitaler Art. Meist sind die relevanten Bestände weit verstreut und müssen aufwändig erschlossen und zusammengeführt werden. Dazu erlangt die digitale Verfügbarkeit dieser Quellen zunehmend an Bedeutung für die wissenschaftliche Arbeit. Die Aufbereitung und Verfügbarmachung der Quellen und Forschungsdaten in standardisierter Form ermöglicht die vielfältige Nachnutzung und fach- wie standortübergreifende Auswertung von Materialien im Internet, sowohl für die wissenschaftliche Community als auch für die interessierte Öffentlichkeit. Virtuelle Archive bieten den Nutzern, entsprechend der jeweiligen Schwerpunktsetzung, einen Zugang, der themenbezogen, quellen- bzw. materialbezogen, epochenbezogen, mit zeitlichem oder geographischem Bezug sowie personenbezogen sein kann. Die individuelle Suche in den zusammengeführten Beständen mehrerer Archive eröffnet der Forschung neue Perspektiven.
Diese neuen Möglichkeiten werfen aber auch eine ganze Reihe von Fragen auf, die nicht mehr von jeder Institution allein, sondern nur gemeinsam beantwortet werden können. Auch die Funktion von Forschungseinrichtungen als Wissensproduzenten und Wissensvermittler erweitert sich mehr und mehr um die Rolle des Datenhalters. Im erheblichen Umfang werden momentan in Verbünden von Bibliotheken, Archiven und Universitäten Infrastrukturen und Repositorien für die Digital Humanities aufgebaut, sowohl im nationalen als auch im internationalen Kontext. Um hier partizipieren zu können, sind darauf abgestimmte Arbeitsabläufe, die Einhaltung technischer, inhaltlicher und rechtlicher Standards, die Sicherung von Langzeitarchivierung und persistenter Zugänglichkeit von großer Bedeutung. Durch diese fortschreitende Entwicklung sind die geisteswissenschaftlichen Landesforschungseinrichtungen mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert.
Vor diesem Hintergrund bot das gemeinsame Projekt „Virtueller Archive“ eine hervorragende Möglichkeit, das bei allen Einrichtungen bereits vorhandene, projektbezogene, zum Teil sehr spezifische Wissen im Bereich der Digital Humanities auch den anderen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen, dass die diesbezüglichen Kompetenzen gebündelt wurden und somit alle Forschungseinrichtungen voneinander profitieren konnten. Darüber hinaus konnte diese Art der Kooperation dazu beitragen, die sächsischen Institute auf dem digitalen Feld enger zu vernetzen, gerade auch in Hinblick auf die Fähigkeit, zukünftig gemeinsame Aktivitäten oder Projekte mit externen Partnern durchzuführen.
Die Diversität der geisteswissenschaftlichen Forschung in den sächsischen Einrichtungen zeigt sich nicht zuletzt in den bearbeiteten Teilprojekten:
Sorbisches Institut e.V.
Virtuelles Archiv zur Geschichte der Sorben in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus
Unbeschadet vielfältiger und zahlreicher Einzelergebnisse der Forschungen der letzten Zeit muß die Geschichte der Sorben während der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus weiterhin als Desiderat angesehen werden. Als Hindernis für die historische / sorabistische Forschung gilt besonders die Dislozierung sowie mangelnde Zugänglichkeit der Quellen. Hier wollte das Sorbische Institut mit einem virtuellen Archiv Abhilfe leisten und Forschung ermöglichen. Im Rahmen des Projektes wurden einschlägige Unterlagen in Archiven und anderen Verwahrorten sowohl in der Ober- und Niederlausitz als auch an anderen Orten im In- und Ausland recherchiert, verzeichnet und digitalisiert. Die so gewonnenen Ergebnisse wurden über ein Portal zugänglich gemacht und so die Forschung zum Thema nachhaltig befördert.
Zum Projekt: https://www.serbski-institut.de/de/Digitale-Archivportal/
Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung (HAIT) an der TU Dresden
Datenbank zur Erschließung der Tageszeitung der NSDAP für den Gau Sachsen "Der Freiheitskampf" (1930–1945)
Der Zeitungsbestand der erhaltenen Ausgaben der Jahrgänge 1930 bis 1945 wurde von der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) digitalisiert. Am HAIT entstand dazu in Form der Datenbank ein computergestütztes Findmittel, das den unmittelbaren Zugriff auf ausgewählte Texte durch Verlinkung mit den Digitalisaten gestattet. Die inhaltliche Erschließung der Tageszeitung und die Verknüpfung der aggregierten Daten mit anderen Datenbeständen erweitert für historische Untersuchungen zum Nationalsozialismus in Sachsen das Wissen über Struktur und Organisation diktatorischer Herrschaft und öffnet den Blick auf deren Akteure bei der Ausprägung und Gestaltung im jeweiligen sozialen Umfeld.
Zum Projekt: https://hait.tu-dresden.de/ext/forschung/der-freiheitskampf.asp
Institut für sächsische Geschichte und Volkskunde e.V. (ISGV)
Erschließung und Digitalisierung des Nachlasses von Adolf Spamer
Die wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung des Volkskundlers und Germanisten Adolf Spamer (1883–1953) ist unbestritten. Sein über unterschiedlichste Stellen verteilter Nachlass – der umfangreichste und bedeutsamste Teil liegt im ISGV – erfreut sich stetig steigender Nachfrage aus dem In- und Ausland. Die Digitalisierung und virtuelle Zusammenführung der Bestände ermöglicht eine neue Qualität der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Wirken Adolf Spamers.
Zum Projekt: http://www.isgv.de/spamernachlass
Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow (DI)
Jüdische Gelehrte an der Universität Leipzig. Teilhabe, Benachteiligung und Ausschluss. Ein Webportal.
Ziel des Projekts war der Aufbau eines Personenkatalogs jüdischer Gelehrter des 19. und 20. Jahrhunderts, der exemplarisch durch biografische Skizzen und einen tiefgestaffelten digitalen Quellen- und Begleitapparat erschlossen und in einer virtuellen Ausstellung gezeigt wurde. Die systematische Erschließung trägt zur Erforschung der Transformationsprozesse der Moderne in Sachsen bei. Der flexibel erweiterbare Bestand soll unter anderem in die geplante „Sächsische Gelehrtendatenbank“ der SAW einfließen.
Zum Projekt: https://www.dubnow.de/forschung/gelehrtenprojekt/
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (SAW)
Virtuelles Archiv der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
Das Archiv der 1846 gegründeten Sächsischen Akademie der Wissenschaften wurde während der Bombardierung Leipzigs im Dezember 1943 vollkommen zerstört. Somit fehlt die Grundlage für die Bearbeitung der Wissenschafts- und Institutionengeschichte der bedeutendsten Gelehrtengesellschaft im mitteldeutschen Raum für fast 100 Jahre. Das „Virtuelle Akademiearchiv“ hat mittels Erschließung und digitaler Zusammenführung akademierelevanter Quellenbestände anderer Archive geholfen, dieses Desiderat zu beseitigen. In einer späteren Ausbauphase soll hieraus die „Sächsische Gelehrtendatenbank“ entstehen.
Ab 13.12.2019 online zugänglich: https://archiv.saw-leipzig.de
Zum Projekt: https://www.saw-leipzig.de/de/projekte/virtuelle-archive
Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) [ab Oktober 2017]
Virtuelles Archiv „Sachsen und das östliche Europa“ – Erschließung arkaner Quellen für die Osteuropaforschung
Namhafte, mit Sachsen verbundene Wissenschaftler haben der Forschungsbibliothek des GWZO ihre Nachlässe und Sammlungen überlassen: der Archäologe Joachim Herrmann, der Filmhistoriker Hans-Joachim Schlegel, der DEFA-Dokumentarfilmer Günter Jordan. In diesen Beständen befinden sich bisher nicht erschlossene, für die Forschung wertvolle Materialien, darunter visuelle Grabungsdokumentationen und audiovisuelle Zeugnisse aus dem östlichen Europa. Im Prozess der digitalen Aufbereitung und Verfügbarmachung dieser schwer zugänglichen Quellen (Dia/Negative und Filme) wurden wichtige Lösungen für zukünftige Digitalisierungsvorhaben und das Forschungsdatenmanagement in Abstimmung mit den Verbundpartnern erarbeitet.
Zum Projekt: https://www.leibniz-gwzo.de/de/forschung/wissenstransfer-und-vernetzung/wissen-digital/virtuelles-archiv-sachsen-und-das-oestliche
Deutsches Literaturinstitut an der Universität Leipzig [ab Juni 2018]
Das Textarchiv des „Instituts für Literatur ‚Johannes R. Becher‘ von 1955 bis 1993“
Das Forschungsprojekt befasste sich mit den Abschlussarbeiten der AbsolventInnen des Instituts für Literatur „Johannes R. Becher“ im Zeitraum von 1955 bis 1993. Ziel war es, den vorliegenden Textkorpus zu sichten, literaturwissenschaftlich zu erschließen und ihn durch die Digitalisierung archivarisch zu sichern. Hierdurch wurden die Texte für wissenschaftliche Datenbanken erschlossen und einer fachlichen sowie breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auch eine klassische Buchpublikation hat die Bestände des Literaturinstituts in Auswahl dokumentiert. Das Projekt eröffnet neue Perspektiven für unterschiedliche Forschungsfelder wie die DDR-Geschichtsforschung, die Regionalforschung, die Institutionengeschichte sowie für die Analyse von literarischen Schreibprozessen.
Zum Projekt: https://www.deutsches-literaturinstitut.de/textarchiv.html
Die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig veranstaltete in ihrer Funktion als Koordinationsstelle des Verbundprojektes regelmäßige interne Arbeitstreffen, im Dezember 2017 und im November 2018 einen wissenschaftlichen Workshop und im Juni 2019 eine Abschlusskonferenz. Zudem unterstützte sie die Partnerinstitute fortwährend bei der Entwicklung ihrer Einzelprojekte, vertrat das Verbundprojekt in Abstimmung mit den beteiligten Institutionen gegenüber externen Partnern und evaluierte die erreichten Projektfortschritte.
Tagungsrückblick 2019 und Tagungsbericht
Aktuelle Kurzbeschreibungen des Projektstandes und die Personensuche über alle Teilprojekte (noch im Aufbau) finden Sie auf den Seiten des Kooperationspartners Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB):
https://www.saxorum.de/index.php?id=10700
Projektgruppe
- Hans Wiesmeth, Prof. Dr. rer. pol. habil. [Projektleiter, OM, Technikwissenschaftliche Klasse]